Zerreißprobe für ewige Liebe

Ob Hamburger, kirchliche oder wilde Ehe – jetzt gibts den passenden Ring für Lebensgemeinschaften jeglicher Art  ■ Von Kathi Schiederig

„Wenige schwule Pärchen würden zu einem normalen Juwelier gehen und sagen: ,Hallo, wir sind ein Paar und wollen Trauringe'“, beschreibt Josef Huemer von der Galerie „Ware Werte“ die Probleme, die verliebte Homosexuelle plagen, seit es die „Hamburger Ehe“ gibt.

Er hat die Lösung parat: „Ringe der Liebe sind für alle da!“, heißt zumindest die von ihm initiierte Ausstellung von Paarringen, die niemanden ausgrenzen soll. 32 KünstlerInnen vorwiegend aus Berlin und Köln haben dafür jeweils ein Ring-Doppel entworfen. Einige ganz minimalistisch, andere mit großen roten Plexiglas-Herzen, grinsenden Teufelchen, Rosen oder einem verschnörkelten „Sweet-heart“. „Verspielt-humoristisch“ findet das der Galerist. Die verschiedenen Möglichkeiten zwischen Hetero-Ehe mit Trauring und Schleier und Liebesformen aller Art sollen sich auch in den verwendeten Materialien zeigen: Neben klassischem Gold und Silber finden sich Paketschnur und zentimeterdicker Kunststoff, der an Tupperdosen erinnert.

Damit beringt werden sollen „Leute, die individuell sind und das auch zeigen wollen“. Denn sowohl Hetero- als auch Homosexuelle würden wieder konservativer und griffen zu traditionellen Ringen als Symbol ihrer Verbundenheit, will Josef Huemer bemerkt haben. Diesem Wunsch nachgeben können sie jetzt ganz unkonventionell mit einer kleinen Investition zwischen 70 und 3.500 Mark.

Allzu progressiv soll es allerdings auch bei dieser Ausstellung nicht zugehen. So wurde auf Trau-Intimschmuck, der nach Beobachtung des Schmuck-Experte sich ebenfalls wachsender Nachfrage erfreut, verzichtet. Zum Glück finden sich zahlreiche andere Ring-Schmankerl: Zum Beispiel der mit einer versteckt eingeschobenen Platte, in die „ganz private Details“ eingraviert und unbemerkt von der Öffentlichkeit dicht an der Haut getragen werden können. Oder Huemers heimlicher Favorit: Zehn Männlein oder Weiblein – je nach persönlicher Vorliebe – winden sich um den Finger und stellen das Liebesleben des Trägers dar. Und damit klar wird, dass es sich um einen Ehering handelt, sticht der/die Auserwählte golden hervor.

Solcherlei Ringe sollen dann also die Beziehung der liebenden TrägerInnen widerspiegeln. So auch das Ringdoppel mit dem Namen „...bis dass der Tod Euch scheidet“. Dieser Zeitpunkt ist gekommen, wenn einer der aus Paketschnur bestehenden Ringe zerreißt. Schön, dass mensch jetzt auch nach außen ganz offen zeigen kann, wie es um die eigene Beziehung bestellt ist.

Ausstellung von heute an bis zum 3. Juni Montags bis Freitags von 11-19 (Sa 15) Uhr in der Galerie „Ware Werte“ im Eppendorfer Weg 273.