Keine Beschäftigungstherapie

Kinderbetreuung und Sozialberatung: Beschäftigungsträger und Projekte fordern spezielle Berufsförderung für Frauen  ■ Von Kathi Schiederig

Der Kampf fängt schon im Schutzraum an: „Wenn Frauen sich im Bildungsangebot genauso gegen Männer durchsetzen müssen wie auf dem freien Arbeitsmarkt“, sagt Marlies Strelow vom Frauenbeschäftigungsträger BAFF, „gehen sie schnell wieder raus.“ Doch trotz der großen Anzahl von Förder- und Qualifizierungsmaßnahmen in Hamburg gebe es nur wenige, die speziell Frauen vorbehalten sind. Würden Männer und Frauen gemeinsam gefördert, so Strelow, sei die Gefahr groß, dass Frauen sich zurückdrängen ließen und sich nicht an Technik oder Computer herantrauten.

Ein bekanntes Problem, das nicht auf den zweiten Arbeitsmarkt beschränkt ist: Frauen verdienen für die gleiche Arbeit oft noch immer weniger Geld als Männer und sind selten Chefinnen. Kalter Kaffee, weiß jede. Aber kann das verändert werden? Und wenn ja, welche Ansätze gibt es dafür in Hamburg? Das fragte sich der Gleichstellungsausschuss der Bürgerschaft und hörte sich an, was die Anbieter spezieller Frauenförderprogramme an Konzepten vorzuschlagen hatten.

Träger wie GATE, BAFF oder ABAKUS fordern von der Politik mehr Raum für Sozialberatung in den Stadtteilen und intensivere niedrigschwellige Angebote. So sollen auch Frauen eine Chance bekommen, die keinen Anspruch auf ABM haben, weil ihnen ein Abschluss fehlt, sie schon eine AB-Maßnahme hinter sich haben oder über 50 Jahre alt sind. Außerdem sollten die Qualifizierungsmaßnahmen so organisiert sein, dass auch Mütter mit Kindern problemlos daran teilnehmen können.

„Der Arbeitsmarkt macht es Frauen besonders schwer“, stellt die Frauenbeauftragte des Arbeitsamtes, Mechthild Pingler, fest. Zwar sind nur 9 Prozent der Hamburgerinnen (im Vergleich zu 13 Prozent bei den Männern) arbeitslos. Das ist jedoch nicht unbedingt ein Zeichen für besondere Gleichberechtigung im Beruf. Immerhin, gibt Pingler zu bedenken, biete Hamburg als „Dienstleistungsstandort“ besonders viele „klassische Frauenarbeitsplätze“. Büro- und Einzelhandelskauffrau, Friseurin und Arzthelferin sind seit Jahrzehnten die favorisierten Ausbildungsberufe bei Schulabgängerinnen. Ein traditionelles „Rollenverständnis“, klagt Pingler, das den Frauen zusätzlich den Zugang zu „männlichen“ Jobs erschwere.

Zudem gibt es eine Gruppe von Frauen, die in der Arbeitslosen-Statistik erst gar nicht auftaucht – Mütter, die nach einer Familienpause in den Beruf zurückkehren wollen, sich aber nicht beim Arbeitsamt melden. Für diese Wiedereinsteigerinnen ist es besonders schwierig, einen Arbeitsplatz zu finden. Darum sind sie neben langzeitarbeitslosen Frauen und denjenigen ohne Ausbildung die Zielgruppe von speziellen Bildungs- und Beschäftigungsangeboten für Frauen. Die lassen sich in zwei Gruppen teilen: Initiativen, die Beratung und Qualifizierungs-Kurse wie Computer-Training durchführen, und Beschäftigungsträger, die geförderte Arbeitsplätze anbieten. Und von denen sind viele als klassische Frauenberufe angelegt: ABAKUS zum Beispiel bietet Arbeitsplätze in der Steilshooper Restaurantküche an, GATE im Schreibservice.

Das einzige Programm, das das Arbeitsamt nur für Frauen bereithält, sind Transferstellen. Dabei wird der Arbeitsplatz auf dem freien Arbeitsmarkt über zwei Jahre subventioniert, um die Einstellung attraktiv zu machen. Dazu gibts einen Qualifizierungsgutschein von 5000 Mark, mit dem sich frau beruflich weiterbilden kann. Dieses Programm ist nach Ansicht von Mechthild Pingler besonders sinnvoll, da es im Unterschied zu den künstlich geschaffenen ABM-Stellen die Wahrscheinlichkeit der Weiterbeschäftigung auf dem ers-ten Arbeitsmarkt erhöht.