Historischer Akt

■ Einzelhandel-Tarife und Ladenschluss: HBV und DAG im ver.di-Bund

In einem „historischen Akt“ auf dem Weg zur Dienstleistungsgewerkschaft „ver.di“ gehen die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) und Deutsche Angestelltengewerkschaft (DAG) in die Tarifverhandlungen für die 70.000 VerkäuferInnen des Hamburger Einzelhandels. Gemeinsame Tarifkommission, identische Forderung, gemeinsame Verhandlungsführung und abgestimmte Medienpolitik sowie konzertierte Mitgliederwerbung. „Das hat es in den letzten 50 Jahren nicht mehr gegeben“, konstatieren die Verhandlungsführer Hinrich Feddersen (HBV) und Hartmut Schacht (DAG).

Fünf Prozent mehr Gehalt oder mindestens 190 Mark mehr für die unteren Lohngruppen. So lautet die Forderung von HBV und DAG im ver.di-Verbund für die diesjährige Lohnrunde. Überlappt werden die Tarifgepäche am kommenden Montag jedoch von der Empfehlung des Hamburger Senats, Einzelhändler und Gewerkschaften mögen sich doch über die vom rot-grünen Senat anvisierten längeren Samstagsöffnungen während der Expo in Hannover einigen. Längere Öffnungszeiten sind südlich der Elbe für Hannover (19 Uhr) sowie Niedersachsen und Bremen (18 Uhr) vereinbart worden.

Der Knackpunkt in der Hansestadt: „Wir haben einen gültigen Manteltarifvertrag“, so HBV-Sprecher Lutz Eilrich. Und der sieht vor, dass KassiererInnen und VerkäuferInnen – ausgenommen zu Weihnachten – nur einmal im Monat ohne Zuschläge samstags bis 16 Uhr arbeiten müssen. Sonst ist ab 14 Uhr 20 Prozent mehr Lohn fällig. Feddersen: „Es gibt keine Leute, die Samstag lange arbeiten wollen.“

Daher gibt es nun drei Möglichkeiten: Die Einzelhändler verzichten auf längere Öffnungen, sie verpflichten sich per Ergänzungstarifvertrag, die Zuschläge bis 18 Uhr zu zahlen oder der Manteltarifvertrag wird im Einvernehmen „fristlos“ gekündigt und der Konflikt während der Expo arbeitskampfmäßig ausgetragen. kva