Fugmann spart nichts aus

Gerade erst wurde Annette Fugmann-Heesing zur Geschäftsführerin der Bundeswehr-Agentur ernannt. Nun will die ehemalige Finanzsenatorin auch stellvertretende SPD-Parteichefin werden

von DOROTHEE WINDEN

Die Frau hat was vor: Ihr neuer Job als Unternehmensberaterin bei der Bundeswehr ist Pionierarbeit. Annette Fugmann-Heesing (SPD) soll als Geschäftsführerin der „Agentur für Entwicklung, Beschaffung und Betrieb“ für ein effizienteres Management des Militärs sorgen. Sie wird zwischen Berlin und Bonn pendeln und in beiden Städten ein Büro der Agentur beziehen. Hinzu kommt eine „erhebliche Reisetätigkeit“ quer durch die Republik.

Doch auch in der Landespolitik will Fugmann-Heesing durchstarten. Sie behält nicht nur ihren Sitz im Parlament und den Vorsitz des Wissenschaftsausschusses. Beim SPD-Landesparteitag am 15. Juli will sie zusätzlich als stellvertretende Landesvorsitzende kandidieren. Fragen, wie das alles zu bewältigen sei, konterte die 45-Jährige gestern selbstbewusst: „Fragen Sie doch Herrn Landowsky, wie er das schafft.“

In aller Stille hat die frühere Finanzsenatorin, die von ihrer Partei im vergangenen Dezember beim Gerangel um Posten abserviert wurde, ihren neuen Start vorbereitet. Eine anderes Angebot, das ihren Ausstieg aus der Politik bedeutet hätte, schlug sie nach eingehender Prüfung aus.

Für ihre neue Aufgabe hat sie die Unterstützung von Bundeskanzler Schröder, Verteidigungsminister Scharping und Finanzminister Eichel. Das erwähnt Fugmann-Heesing beiläufig. Die Bundeswehr sei motiviert, das Vorhaben umzusetzen. Dennoch ist sie realistisch genug, um zu wissen: „Wenn es konkret wird, kann es schwierig werden.“ Es werde zur ihrer Aufgabe gehören, „Widerstände zu überwinden“.

Klare Vorstellungen hat Fugmann-Heesing auch von ihrer künftigen Rolle in der Landes-SPD. Sie verweist auf den Spiegel, der vor kurzem von zwei unterschiedlichen politischen Geschwindigkeiten in Berlin sprach: der dynamischen Bundesregierung und der gelähmt wirkenden Landespolitik. „Ich will mithelfen, den Abstand dazwischen zu verringern“, sagt sie.

In den Augen der Bundes-SPD ist Fugmann-Heesing wohl so etwas wie eine Hoffnungsträgerin. Sie ist die Einzige, der man zutraut, die verkrusteten Strukturen des Landesverbandes aufzubrechen. Ihre neue Ausgangsbasis an der Schnittstelle zwischen Landes- und Bundespolitik eignet sich dafür vortrefflich. Doch als Aufpasserin sieht sich Fugmann-Heesing nicht. „Diese Rolle wäre mir deutlich zu wenig“, entgegnet sie auf eine Frage. „Ich will eine gestaltende Aufgabe wahrnehmen.“

Sie formuliert positiv, was man auch als Defizit der jetzigen Parteiführung benennen könnte: „Die SPD braucht eine Führung, die auch wahrgenommen wird.“ In der Umbruchsituation der Stadt könne die Partei „eine wesentliche Rolle spielen, wenn sie von Menschen geführt wird, die bereit sind, Führung zu übernehmen und Herausforderungen anzunehmen.“ Der fünfköpfige geschäftsführende Landesvorstand müsse „agieren statt reagieren“.

Warum wird sie also nicht gleich Parteivorsitzende? „Es gibt keine Alternative zu Peter Strieder“, sagt sie ein wenig unterkühlt, aber bestimmt. Die Partei habe schon zu viele Vorsitzende verschlissen. „Ich bin für personelle Kontinuität.“ Auf die Frage, ob sie Spitzenkandidatin der Berliner SPD werden will, antwortet sie lapidar, sie habe für ihre neue Aufgabe einen Fünfjahresvertrag. Ein eindeutiges Dementi ist das nicht. „Man könnte vieles . . .“, sagt sie vieldeutig.