Flughafen nur ein bisschen lahm gelegt

Die Angestellten des Frankfurter Flughafens sind sauer: Die Arbeitsbelastung steigt, die Löhne nicht. Gestern protestierte die ÖTV mit einem Warnstreik – aus Rücksicht auf die Passagiere dauerte er nur eine Stunde

FRANKFURT taz ■ Bei Wind und Wetter sind sie draußen auf dem Rollfeld, „die Jungs“, und schleppen schwere Lasten. „Nach drei, vier Jahren sind ihre Knie und die Bandscheiben kaputt“, sagt Betriebsrätin Yvonne Vekony. Sie selbst arbeitet beim Bodenverkehrsdienst der Flughafen AG Frankfurt (FAG), kurz „Check in“. Das ist schwierig genug mit „immer weniger Personal“, ständig neuen Computerprogrammen, und „dabei sollen wir mehr Service bieten als früher.“

Doch die Männer in den blauen Overalls, die draußen auf dem Rollfeld schuften, hat es beim größten Arbeitgeber der Region noch härter getroffen. Sie bekommen niedrige Löhne, etliche haben nur Zeitverträge, sie fürchten sich, „krank und ausgemustert“ zu werden. Kein Wunder, dass sie dem Aufruf der ÖTV zum einstündigen Warnstreik auf dem Flughafen folgten.

Insgesamt rund 2.000 Flughafenangestellte und Arbeiter zogen gestern Morgen um acht Uhr mit Getriller und ohrenbetäubendem Getöse vom Tor 12, Terminal 1, zum Sitz des FAG-Vorstandes vor dem neuen Terminal 2. Sie forderten nicht nur fünf Prozent mehr Lohn, sondern auch eine Angleichung der Gehälter zwischen Ost und West, mehr Ausbildungsplätze und die Übernahme der Azubis. ÖTV-Bezirksvorstand Gerold Schaub nannte das Arbeitgeberangebot von 0,6 Prozent unakzeptabel. Es müsse signifikant „mehr sein als nur die Inflationsrate“.

Für den DGB schlug Kreisvorstand Harald Fiedler kämpferische Töne an. Er versicherte den ÖTVlern die Solidarität „aller anderen Gewerkschaften“. Auch er wetterte gegen das Angebot der Arbeitgeber: „Früher hätte man das Straßenraub genannt.“ Bisher seien die Arbeitnehmer in den Tarifverhandlungen „nur verhöhnt“ worden.

Zum Ende der Kundgebung kletterte FAG-Vorstandschef Bender auf den zur Rednertribüne umfunktionierten, gelben Gepäckwagen und stellte sich der Menge. Es sei, klagte er, „keine leichte Situation, wenn ich hier hochkomme, und dann pfeift ihr mich aus“. Und redete gleich ein neues Pfeifkonzert herbei. Auch er, sagte er, sei „natürlich“ für höhere Gehälter, am besten gleich „zehn oder zwanzig Prozent“ und den Vorstand, bitte sehr, „gleich miteinbezogen“. Bender lobte sich selbst, den Vorstand der FAG und die Sozialleistungen des Unternehmens. Der Ausbau des Flughafens ermögliche es, bis zum Jahr 2005 „einer der stärksten der Welt“ zu werden. Arbeitsdirektor Hans Michel gab anschließend – und taktisch klüger – den empörten Arbeitnehmern Recht: Die Angestellten des öffentlichen Dienstes sollten nicht immer wieder „die Zahlmeister der Nation sein“. Angst vor der Zerschlagung der FAG in Einzelunternehmen oder Umwandlung in eine Holding müsse aber vorerst keiner haben. Die Arbeitsplätze seien sicher: „Niemand wird entlassen.“

Der Warnstreik, fand, so Betriebsrätin Vekony, mit Rücksicht auf die Passagiere hinter den Terminals statt und wurde von den Fluggästen kaum wahrgenommen. Auch eine Stunde nach dem Ende der Veranstaltung hielten sich die Verspätungen der Flüge in den ohnehin gewohnten Grenzen. HEIDE PLATEN