crash-kurs geld: bookbuilding
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Freenet.de, Infinion, Telekom: drei Unternehmen, die auf dem Aktienmarkt Geld akquirieren – und zwar so viel wie irgend möglich. Wenn eine solche Gesellschaft einen großen Ansturm auf ihre Wertpapiere erwartet – sei es, weil ein Volk gerade heiß auf Aktien ist, sei es, weil die Firma tatsächlich etwas zu bieten hat – dann nennt es keinen Kaufwert, sondern prüft zunächst, was der Markt hergibt.

Es nennt eine Spanne, innerhalb derer potenzielle Käufer ihre Angebote abgeben können, ohne dass sie zu diesem Zeitpunkt nun schon genau wissen, was eine Aktie tatsächlich kosten wird. Dieses Verfahren nennt man „bookbuilding“.

Die Aktie des MobilCom-Ablegers freenet.de beispielsweise wurde nach der Bookbuilding-Spanne von 25 bis 29 Euro mit 29 Euro zugeteilt. Der Markt bewertete aber gleich den ersten Kurs mit fast dem Dreifachen, nämlich 68 Euro. Pech für die Firma, denn sie hätte wesentlich höher verkaufen, mit- hin mindestens doppelt so viel frisches Kapital akquirieren können. Die Aktie wurde also unter Bör- senwert verkauft (underpricing).

Darüber, ob die Aktien beim bookbuildung ihren Preis tatsächlich wert sind, gibt diese Verfahren indes kaum einen Anhaltspunkt. Wer sich bereits im Vorfeld bestens verkauft (pre-marketing) und den Anlegern verspricht, sie könnten gar nicht anders als ausgerechnet ihr Geld in diese Aktie zu investieren, wird hohen Umsatz erzielen. Infineon beispielsweise wurde vor dem Börsengang bereits ein Jahr lang so gut vermarktet, dass die sie betreuende Finanzagentur in der Woche vor dem Bookbuildingverfahren sämtliche Werbung zurückzog, die irgendwie noch zu stoppen war. Investitionen, die sich für ein Unternehmen auszahlen.

Ein Recht auf Zuteilung gibt es nicht. Wer zuerst kommt und am meisten bietet, hat immerhin eine Chance, die Aktie zu kaufen. Eine Vorbestellung der Aktien vor dem Börsenhandel (Zeichnung) ist nur innerhalb einer bestimmter Frist und meist nur bei Banken oder Emissionshäusern möglich. Es ist anzunehmen, dass dieses Glücksspiel bald reformiert wird. alo