Fähre fahren als Normalfall

Nach zwei Jahren mangelt es dem Elbe-City-Jet noch immer an Pendlern – und an der Anerkennung als Nahverkehrsmittel  ■ Von Sylvia Massow

Mit neuem Schwung haben sich die Betreiber der Schnellfähre Elbe-City-Jet in die neue Saison gestürzt. Mit kostenlosen Fahrten zwischen Stade, Lühe und Hamburg im März und um 40 Prozent ermäßigten Tickets bis 30. April wollten der Reeder Hans Heinrich und die Flensburger See-Touristik Kunden werben – vor allem Abonnenten. „Fähre fahren soll für die Leute zur Normalität werden“, erläutert Reederei-Sprecherin Wiebke Cohrs das Engagement.

Der April sei ein voller Erfolg gewesen: 6000 Fahrgäste mehr als im Vergleichsmonat 1998 und 50 neue Dauerkunden. Diese Zahlen zeigten, so Cohrs, dass die Leute prinzipiell an dem Fährangebot interessiert seien. „Wir müssen nur etwas mehr Werbung machen.“ In diesem Sommer wollen die Betreiber versuchen, die Schnellfähre dauerhaft zu etablieren, versichert Cohrs. Ohne finanzielle Unterstützung sei dies jedoch nicht möglich.

Im Frühjahr 1996 nahmen zwei Hochgeschwindigkeitskatamarane ihren Betrieb zwischen Stadersand und den St. Pauli-Landungsbrü-cken auf. In der warmen Jahreshälfte laufe das Geschäft relativ gut, da neben Pendlern auch viele Tagesausflügler die Fähre nutzten. In den Wintermonaten habe die Schnellfähren GmbH jedoch durchweg Verluste verzeichnet – bis zu 400.000 Mark pro Winter. Für einen ganzjährigen, rentablen Fährverkehr bräuchte sie mehr Abonnenten.

Die niedersächsische Landes- und die Bezirksregierung Lüneburg hatten Zuschüsse immer wieder verweigert, da sie den Elbe-City-Jet nicht zum ÖPNV rechneten. Um die Verluste gering zu halten, strichen die Betreiber viele Fahrten und setzten 1999 nur noch eine Fähre ein. Dadurch verloren sie weitere Stammkunden. Im vergangenen Winter stellten sie den Betrieb komplett ein.

Seit März diesen Jahres verkehren wieder zwei Katamarane – jetzt nach einem neuen Konzept, das mit stündlichen Abfahrten morgens und abends vor allem auf Pendler zugeschnitten ist. So hätten es die Bezirks- und die Landesregierung für die ÖPNV-Anerkennung gefordert. „Wir tun im Moment so, als würden wir die Unterstützung erhalten“, sagt Cohrs.

Tatsächlich hänge die Förderung jedoch von einem volkswirtschaftlichen Gutachten ab, das zeigt, ob und wie der Elbe-City-Jet Vorteile für die gesamte Region bringe. Wiebke Cohrs ist überzeugt, dass alle angrenzenden Städte und Gemeinden von der Fähre profitieren. Die BesucherInnen würden schließlich Geld in die Städte bringen. Allein 1999 seien ein Drittel der Tagesgäste in Stade mit dem City-Jet gekommen. Doch die Kommunen Lühe und Stade können es sich nicht leisten, die Fähren zu fördern. Das Land Niedersachsen prüft, ob es das Projekt unterstützen will.

Obwohl mit den Schnellfähren auch zusätzliche Menschen in die Hansestadt kommen, hält Hamburg sich heraus. „Bau- und Verkehrssenator Eugen Wagner ist unser Konzept zu touristisch ausgelegt“, berichtet Wiebke Cohrs. Behördensprecher Christian-Georg Schuppe begründet die geringe Unterstützung so: „Da die Zeitkarten der Relation Stade – Landungsbrücken den Übergang auf HVV-Verkehrsmittel erlauben, sind die Hamburger Interessen abgedeckt.“

Für die Zukunft könne sich Wiebke Cohrs auch vorstellen, die Bürozentren Hammerbrook oder Hafencity mit den Fähren direkt anzufahren. Dies setze natürlich die gesicherte Finanzierung voraus. Ansonsten könnten auf Dauer „nur noch Charter- und touristische Fahrten angeboten werden“.