NBA-Virus geht um

Meister Alba Berlin gewinnt das erste Halbfinalspiel gegen Bonns Basketballer mühevoll mit 66:60

BERLIN taz ■ Vermutlich ist Svetislav Pesic heilfroh, dass diese verdammten Sacramento Kings am Ende doch noch gegen die Los Angeles Lakers aus den Play-offs der NBA geflogen sind. Leute wie deren Point Guard Jason Williams haben nämlich einen schlechten Einfluss auf seine Spieler bei Alba Berlin, findet der Coach des deutschen Meisters. Die Angewohnheit mancher NBA-Akteure, immer den spektakulärsten, aber auch schwierigsten Weg zum Korb zu wählen, färbe ab, und das sei „eine Katastrophe“, wetterte Pesic nach dem mühseligen 66:60 im ersten Halbfinalspiel gegen die Baskets Bonn. „Anstatt infiziert zu sein von der Qualität der NBA, spielen wir Pässe, die ich überhaupt nicht verstehe.“ Als Hauptschuldige nannte er Ademola Okulaja und Terry Dehere, „aber wenn einer anfängt, kommen auch die anderen.“

Pesics Formel für erfolgreichen Basketball ist simpel: Defense – Fastbreak – einfache Punkte. Mit der Defense klappte es gut gegen die bissigen Bonner, doch die Konter versandeten immer wieder, zum einen, weil der Gegner gut aufpasste und rechtzeitig zurückeilte, zum anderen, weil der letzte Pass oft missglückte – so wie es bei Jason Williams an schlechten Tagen der Fall ist.

Dass es dennoch zum Sieg reichte, lag, wie so oft gegen Bonn, am längeren Atem der Berliner. Trainer Bruno Soce lässt seine Akteure eine sehr kraftaufwendige Verteidigung spielen, hart an der Grenze des Erlaubten und oft darüber. Da seine Ersatzspieler nicht die Qualität der Alba-Reservisten besitzen, fehlen in den letzten Minuten oft Kraft und Konzentation, zudem müssen etliche Akteure mit hoher Foulbelastung spielen oder sind bereits mit fünf Fouls disqualifiziert, wie diesmal Center Detlef Musch und Ivo Josipovic, der gegen Wendell Alexis seine übliche Wrestling-Defense spielte.

„Wir hatten am Ende Probleme in der Organisation und zu viele unnötige Fehler“, analysierte Bruno Soce die Partie und fügte hinzu: „Es war die gleiche Niederlage wie in der KölnArena.“ In der Riesenhalle hatten die Bonner im April das letzte Match der regulären Saison gegen Alba vor der europäischen Rekordkulisse von 18.506 Zuschauern ebenfalls in der Schlussphase verloren.

Die morgige zweite Partie der Best-of-Five-Serie findet trotz des großen Interesses aber nicht in Köln, sondern wieder in der 3.500 Menschen fassenden Bonner Hardtberghalle statt, ebenso wie ein eventuelles viertes Match am Sonntag. „Es gibt mindestens noch zwei Spiele“, tröstete sich Soce nach der knappen Niederlage, „ich glaube, mehr.“ Um das zu verhindern, bleibt Svetislav Pesic eigentlich nur eine Maßnahme: Absolutes Guckverbot für die NBA. MATTI LIESKE