Versteckte Schätze

Eine neue Karte weist den Weg zu den wenig bekannten Plätzchen im Stadtpark  ■ Von Kathi Schiederig

Sonnenbaden auf der Festwiese, Planschen im See oder Filme gu-cken unter lauem Sommerhimmel – klingt alles verlockend erholsam. Kleines Haar im Sonnenöl: Die 100.000 anderen Stadtmenschen, die es an warmen Wochenenden ebenfalls in den Stadtpark zieht.

Für jene, die sich an Bierdosenbergen und fremden Pärchen auf der eigenen Picknickdecke stören, naht jetzt Rettung aus dem Dilemma: Die Umweltbehörde hat eine neue Stadtpark-Karte entwickelt, die den Weg zu „versteckten Schätzen“ in dem 149 Hektar großen Areal weisen soll. „Versteckt“ meint nicht nur Anlagen wie den „Blindengarten“ oder die „Ententeiche“ abseits der Massenattraktionen, sondern auch die Geheimnisse, die Altbekanntes birgt.

Denn wer ahnt beim Anblick spielender Kinder im Planschbe-cken, dass das wasserspeiende Fabeltier am Rand ein Duplikat des Originals ist, das während der NS-Diktatur als entartete Kunst eingeschmolzen wurde? Wer erinnert sich beim Joggen daran, dass auf denselben Wegen bis in die 50er Jahre Autos Rennen fuhren? So kann ein Spaziergang durch den 1914 angelegten Stadtpark zu einer Spurensuche in die Geschichte des vorigen Jahrhunderts werden.

Anhand historischer Quellen gruben die Gärtner zum Beispiel einen Tanzplatz aus, den Umweltsenator Alexander Porschke (GAL) betont frech als Versammlungsort für die Walpurgisnacht anpreist. Ähnlich sagenumwoben soll es im waldreich-verwilderten Nordostteil des Parks zugehen, in den sich Porschke auf seinem Spaziergang nicht vorwagte. Und auch Sonnenhungrige finden ruhigere Plätzchen: zum Beispiel im Licht-und Luftbad nördlich der Festwiese, in dem sich zwischen Hecken auch ungestört zu zweit liegen lässt.

Damit solcherlei Vergnügungen in Hamburg auch in Zukunft nicht aussterben, soll jetzt ein Stadtparkverein gegründet werden, der die in der Broschüre aufgeführten Besonderheiten weiterhin pflegt.

Und wo ist dieser wunderbare neue Plan nun erhältlich, dessen 5.000 Stück Auflage allen HamburgerInnen die schönsten Seiten „ihres“ Parks zeigen soll? Im Bezirksamt Nord und in der Umweltbehörde zu den Öffnungszeiten. Selber schuld, wer im Planetarium vor Ort sucht. „Ach ja, das wäre ja direkt sinnvoll, die Prospekte dort auszulegen. Danke für die Anregung!“, begeistert sich der Umweltsenator ganz unbürokratisch. Zum Glück kann sein Mitarbeiter rechtzeitig bremsen: „Aber das müssen wir zuerst mit der zuständigen Behörde klären!“