Bei Starkregen hilft nix mehr

Abschließendes Gutachten zu überschwemmten Kellern: Hauseigentümer hätten Abwassermassen verhindern können

Das Unglück kommt immer von oben. Sie kennen das: Platzregen, Gewitterregen und anderweitige „Starkregen-Ereignisse“, wie Gutachter Theo Schmitt sie nennt. In den Regensommern 1997 und 1998 kam für mindestens 2.500 BremerInnen das nächste Unglück gleich darauf von unten: Abwasser im Keller. 40 solcher Kellerfluten hat Schmitt jetzt genauer untersucht. Das Ergebnis: Die Hauseigentümer hätten die Abwassermassen selbst verhindern können, hätten sie - wie vom Gesetzgeber verlangt - Rückstausicherungen eingebaut.

Mit dieser schlichten Feststellung löst Schmitt jahrelangen Streit zwischen Abwasser Bremen und dem Arbeitskreis „Überschwemmte Keller“, wer nämlich die Schuld für die abgesoffenen Keller trägt. Bei Dreiviertel der untersuchten Grundstücke konnte Schmitt „erhebliche Mängel“ feststellen, die der Eigentümer hätte beseitigen müssen: „Die Probleme waren hausgemacht.“

Vermutungen der Hauseigentümer, dass letztlich Fehler bei der Kanalsanierung „Mischwasser 90“ der Auslöser für die unterirdischen Hausfluten war, konnte Schmitt nicht bestätigen: Vielmehr entsprach das Sanierungsprogramm „in vollem Umfang den damals geltenden Regeln der Technik“.

Dennoch: Es gibt auch Fälle, in denen die Grundbesitzer unschuldig seien, betont Bernd Richter vom Eigentümer-Verband Haus und Grund. Bei mindestens einem der untersuchten Grundstücke war die Rückstau-Sicherung „komplett in Ordnung“. In Gröpelingen liege außerdem das Geländeniveau deutlich tiefer.

Trotzdem spricht Haus und Grund mittlerweile harsche Worte Richtung Eigentümer: Sie sollten „bei der nächsten Kellerüberflutung nicht wieder nach dem Staat schreien“, wenn sie selbst ihre Anlagen nicht in Ordnung gebracht haben, klagt Bernd Richter. Denn bislang haben erst 340 BremerInnen Förderzuschüsse von bis zu 3.000 Mark für die fehlende Rückstausicherung erhalten und umgebaut. Weitere hundert Anträge harren bei Abwasser Bremen der Bearbeitung. Aber für langfristigen Schutz vor Platzregen sei das noch viel zu wenig, erklärt Dieter Voigt von Abwasser Bremen. Hier geht man von 12.000 bis 25.000 „Problemgrundstücken“ aus.

Klar ist allerdings auch, dass neben den Eigentümern auch Abwasser Bremen noch eine ganze Ecke tun muss: Nach EU-Norm stehen deutlich höhere Anforderungen an das Kanalsystem ins Haus. Gutachter Schmitt schlägt vor, Engpässe insbesondere in der Östlichen Vorstand mit größeren Kanalrohren zu begegnen. Außerdem sollten Dachflächen und öffentliche Verkehrsflächen vom Kanalsystem abgekoppelt werden.

Doch das ist langfristig geplant, Abwasser Bremen investiert derzeit rund 25 Millionen Mark für die Erneuerung des Netzes. Starken Güssen wie anno 1997/1998 würde das trotzdem nicht standhalten. „Der Regen hatte Extremcharakter“, meint Schmitt, wie es statistisch gerechnet eigentlich nur alle 50 Jahre vom Himmel prasseln sollte. Aber für so seltene Regenereignisse könne man die Kanalisation nicht auslegen. pipe