Was bringt den Menschen zum Laufen?

■ Mit Arco Renz/Sharon Zuckermann aus Belgien und Valentina Cabro aus Slowenien bestimmt diese Woche zeitgenössischer Tanz das Junge-Hunde-Festival

Der zeitgenössische Tanz bestimmt in dieser Woche das Programm beim Junge-Hunde-Festival auf Kampnagel. Spannend wird es, wenn so unterschiedliche choreografische Ansätze und Einflüsse aufeinander treffen wie der Tanz-und Theaterdialog 0, Würfel, 1 der in Hamburg lebenden Lateinamerikanerin Sasa Queliz (siehe oben), die körperbetonte Bewegungssprache der slowenischen Choreografin Valentina Cabro und schließlich das zwischen Form und Emotionalität changierende Duett Happy Zode von Arco Renz und Sharon Zuckermann aus Belgien.

Choreografen aus Belgien prägten den zeitgenössischen Tanz der Achziger und Neunziger. Dank P.A.R.T.S., des von Anne Teresa de Keersmaeker gegründeten Ausbildungsinstitut in Brüssel, ist eine junge Generation nachgewachsen, die ganz eigene und höchst spannende Wege geht. Dabei besinnen sich Renz und Zuckermann in ihrer Choreografie wieder auf ganz grundlegende Dinge von Tanz und Bewegung – etwa darauf, was den Menschen zum Laufen bringt. Hintergründig spielen sie darüber hi-naus mit den Motiven menschlicher Beziehungen, wobei sie auch die Verbindungen zwischen Performer und Zuschauer durchleuchten. Der 28-jährige Deutsche, der unter anderem mit Robert Wilson gearbeitet hat, und die 22-jährige Israelin testen hier mit Gefühl und Härte, mit Humor und Bosheit Möglichkeiten von Annäherung und Distanz.

„Zu einer wahren Industrie haben sich die Jungen Hunde ent-wickelt“, hatte Nevenka Koprivsek, frühere Leiterin des Glej Theater in Ljubljana und eine der ersten Netzwerkpartnerinnen des Produktionsverbunds, der sich mittlerweile durch halb Europa verzweigt, bei der Festivaleröffnung gesagt. Sie ist Koproduzentin des Stücks Aprilfools von Valentina Cabro, an dem die Tänzerinnen Sabina Potocki aus Slowenien, Susanne Judson aus Dänemark und Rebecca Murgi aus Italien, die bereits mit eigenen Choreografien auf Kampnagel bei den Jungen Hunden beeindruckte, beteiligt sind.

In fließenden Bewegungen lassen sie sich hier von den Veränderungen des Frühlings leiten, unterbrochen vom verwirrend wechselhaften Aprilwetter. Cabro, die an den renommierten Tanzakademien in Essen, Montpellier und Rotterdam ihre Tanzausbildung absolviert hat, vetraut ganz auf die Erinnerung des Körpers. „Der Mensch hat die Evolution in seinen Körper eingeschrieben. Das bringt ihn zum Lachen oder zum Nachdenken.“

Marga Wolff

Arco Renz & Sharon Zuckermann mit Happy Zode: Do, 11. bis Sa, 13. Mai, 20.30 Uhr, k2 Valentina Cabro mit Aprilfools: Mi, 17. + Fr, 19. und Sa, 20. Mai, jeweils 20 Uhr, k1

Außerdem Flimmersound („Nosferatu“ von Friedrich Murnau mit Live-Vertonung von Aggressive Loop Productions): Do, 11. Mai, 22 Uhr Klänge aus dem Häkelkissen 2 (Musikunterhaltung): Sa, 13. Mai, ab 21 Uhr, jeweils Klub N+K auf Kampnagel