Vier Akkorde und ein Hallelujah

■ Die Vorschau: Die New Bomb Turks blasen auch nach Jahren jede Garagentür weg

Anders als ihr Name vermuten lässt, stammen sie weder vom Bosporus, noch haben sie nachweislich jemals ein Bombenattentat verübt. Live on stage aber sind sie absolut explosiv – die vier Jungs aus der US-Universitätsstadt Columbus, die ihren Bandnamen dem B-Movie Hollywood Nights entnahmen.

Eine Menge Wasser ist den Ohio River herunter geflossen, seitdem das Quartett sich aus einer fixen Idee heraus im Jahr 1990 zusammenfand. Keiner der New Bomb Turks brachte große musikalische Erfahrung mit. Gemeinsam sollten sie dennoch zu den Protagonisten einer Bewegung werden, die alsbald Punkrock zu den Wurzeln und sogar noch ein Stückchen weiter zurück führen würde. Rock'n'Roll sollte wieder zum Maß aller Dinge werden! Rock'n'Roll nach Lesart solcher Bands wie Iggy Pops Stooges oder den legendären MC 5, verrührt mit dem Erbe des 77er-Punk und frühem US-Hardcore. Der Sound trocken und ungeschliffen, keine sonderbaren Effekte, kein Klimbim!

Rauhe, knirschende Gitarren mit einem hämmernden Bass und polternden Drums im Hintergrund. Dazu der aggressive Rockabilly-Gesang von Frontmann Eric Davidson, der den Charme eines Ritchie Valense und den Zynismus eines Johnny Rotten vereint.

Live springt Davidson wie eine BSE-kranke Cartoon-Figur über die Bretter, zieht Grimassen, drückt der einen oder anderen Fotografin am Bühnenrand einen liebevollen Schmatzer auf die Wange und heizt seine Band zu Höchstform an. Nicht immer 120 Prozent politisch korrekt, aber humorvoll und energisch schleudert Davidson seine Botschaften heraus: Lasst Euch nicht einschüchtern! Geht zur Hölle! Aber lasst Euch bloß nicht einschüchtern!

Zahlreiche Tourneen haben die Turks seit Veröffentlichung ihrer ersten Scheibe „Destroy-O-Boy“ (Crypt Records 1993) bestritten und dadurch eine treue Gefolgschaft auf beiden Seiten des Atlantiks gewonnen. Ihr Wechsel zu Epitaph Records – einer Plattenfirma, die ansonsten eher für melodischen Pop-Punk bekannt ist – hatte keinen zähmenden Einfluss auf die Band. Nach zehn Jahren sind die New Bomb Turks immer noch dieselben Rotznasen: donnernd, prügelnd, atemberaubend, einfach Rock'n'Roll! Prädikat: besonders sehenswert. Michael Hollmann

Konzert heute, 12. Mai, um 20 Uhr im Tower