„Das allererste Bier im Bandbus“

Triff deinen Star: Bernadette Hengst von Die Braut Haut ins Auge, die nun auf Abschiedstournee kommen, beantwortet brennendste Fragen über die Hamburger Frauenband, die immer nur eine Rockband sein wollte

Die Braut Haut ins Auge lösen sich auf. Das ist traurig. Immerhin haben sie noch eine Abschiedsplatte namens „+ 1 auf der Gästeliste“ gemacht und kommen auf eine Abschiedstournee. Das ist schön. Sängerin, Gitarrist und Ober-Braut Bernadette Hengst erinnert sich an wichtige Stationen aus neun Jahren Braut.

Der erste Fan?

Anna, die Tochter unserer ersten Gitarristin Barbara, mit der sie bei unseren ersten Proben hochschwanger war. Anna hat schon im Bauch wie eine Wahnsinnige getanzt und gegen die Magenwand getreten.

Der peinlichste Auftritt?

Auf unserer ersten Tour 1991, als wir in München im Backstage vor 6 zahlenden Zuschauern gespielt haben. Im Vorprogramm trat die Veranstalterin als Seidenbandtänzerin zu der Musik von Guns ’n’ Roses auf und im Publikum waren außer ihrer Mutter noch ein befreundeter Musiker und eine Plattenfirma, die wir beeindrucken wollten. Mir rissen drei Gitarrensaiten und ich fiel ins Schlagzeug. Die Plattenfirma ging vor Ende des Konzerts.

Der dümmste Vergleich, den jemals ein Kritiker wagte?

„Frauen kommen langsam, aber gewaltig“ – Ina Deter

Der größte Erfolg?

Dass wir diese letzte Platte selber produziert, selber gemixt und selber rausgebracht haben. Wir sind sehr froh, dass wir uns nach neun Jahren nicht streiten, sondern lieber einen krönenden Abschluss setzen. Der andere schönste Erfolg war, dass unser Traum, einmal in Nashville aufzutreten, in Erfüllung ging: Nach dem Auftritt in einem kleinen Country Club kam ein amerikanischer Plattenfirmen-Manager zu mir, gab mir seine Telefonnummer und meinte, ich solle ihn unbedingt am nächsten Tag anrufen. Ich schmiss die Telefonnummer sofort weg und vergaß ihn. Ein paar Monate später erzählte mir der Geschäftsführer unserer Plattenfirma, dass ihn ein Freund aus Nashville angerufen habe, um ihm von einer ganz großartigen deutschen Frauenband zu erzählen, die er unbedingt unter Vertrag nehmen sollte.

Der schlimmste Moment, der im TV übertragen wurde?

Als Stefan Raab von Viva zu mir sagte: „Mach mir den Hengst“, war ich wirklich schockiert über so viel Taktlosigkeit.

Die unangenehmste Fahrt im Bandbus?

Als die Buzzcocks schmetterten: „What do I get, nothing at all“, fing der Bus an zu schleudern und wir dachten, das war's. Nachdem wir uns dreimal überschlagen hatten und das Lied immer noch lief, wussten wir, das war's noch nicht. Wir krochen aus dem Schrotthaufen, und als ich endlich die Sauerstoffmaske aufhatte, musste ich sehr lachen, das war wohl das Lachgas.

Das stinkigste Bett?

Auf unseren frühen Touren haben wir aus Geldmangel oft gezeltet. Einen besonders schönen Platz suchten wir uns aus, nachdem wir in einem Jugendzentrum in Weimar gespielt hatten und das Haus auf einmal verrammelt wurde, zur Vorsorge vor dem drohenden Nazi-Aufmarsch am nächsten Tag. Wir zogen es vor, die halbe Nacht nach einem geeigneten Zeltplatz zu suchen, den wir auch fanden. Am nächsten Morgen wachten wir auf, das Feld, auf dem wir geschlafen hatten, war von Polizeiautos und Hubschraubern umzingelt und wir stanken, als ob wir ins Klo gefallen wären. Das Zelt stand mitten auf einem riesigen Kuhfladen.

Der Ex-Liebhaber, der es am wenigsten lustig fand, in einem Song verarbeitet zu werden?

Der Ex-Liebhaber, über den ich unter anderem „Das dramatische Kind“ geschrieben habe (Textauszug: „Und als schon alle tot waren, erschoss ich meinen Mann, jetzt sitz ich auf dem Friedhof und bin froh, dass endlich Ruhe ist.“), sagte nur: „Das bringt doch nichts!“

Der Mann, der beinahe einmal zur Braut geworden wäre?

Der Freund unserer Bassistin Peta, der 1993 bei uns für zwei Monate Bass gespielt hat. Wir hatten eine Tour geplant, und er hatte die letzten Auftritte keine Zeit, weil er mit einer berühmten Band unterwegs sein musste. Also erzählte ich seiner Freundin Peta, dass ich mit ihm schlafen würde, wenn sie nicht sofort Bass lernen würde, um bei uns mit zu spielen. Sie willigte ein.

Der typischste Die-Braut-haut-ins-Auge-Moment?

Beim Sonnenuntergang in den Kasseler Bergen das allererste Bier im Bandbus aufmachen.

Der Song, der garantiert niemals wieder gesungen wird?

„Mein Bett stinkt“

Der letzte Fan?

Das wird sich erst nach der Tour herausstellen, wenn die Tränen fließen.

THOMAS WINKLER

Morgen, Samstag, den 13. 5, ab 23 Uhr, Maria am Ostbahnhof, Straße der Pariser Kommune 8–11, Friedrichshain