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: Wie werden eigentlich Krümel in piekfeinen Restaurants entfernt?

ESSEN, TRINKEN, LEBEN

„Also, wie du so aussiehst, wie machst du das eigentlich immer?“ „Ich treib eben Sport! Und ess überhaupt nichts!“ Haha, das kennen Sie, was? Aus der Werbung! Die beiden dünnen Mädchen, die beim Joggen von zwei Kerlen angebastelt werden, worauf sich sinngemäß der eingangs erwähnte Dialog ergibt.

So ein grandioser Scheiß! Aber es ist überflüssig, sich darüber zu ärgern, die bei Ferrero machen ohnehin, was sie wollen. Damals, es muss in den 80ern gewesen sein – ich kann mich erinnern, dass es da noch Radio 100 gab –, da sagte einem die Auskunft noch problemlos die Adresse von irgendwelchen fremden Leuten. Und so habe ich tatsächlich die Adresse von Ulrike Jokiel erfragen können: Ulrike Jokiel, Kurfürstenstraße 112, Düsseldorf. Ich wollte natürlich dort anrufen und mit einem Tuch vor der Muschel Drohungen ausstoßen: Wenn du noch einmal erzählst, dass du sogar nachts aufstehst und dir welche holst, dann fängst du dir aber wirklich welche!! Oder dergleichen. Ich bin aber doch zu gutmütig für so etwas. Sollen die doch an ihren blöden Erdbeerjoghurtschokosticks ersticken.

Bevor ich’s vergesse: Das hier ist meine 20. Kolumne in dieser hübschen kleinen Reihe. Das ist doch ein Grund zum Feiern, oder etwa nicht? Lassen Sie uns einen doppelten Irgendwas trinken, lassen Sie uns total verrückt sein, uns übers Radio suchen lassen, in einem piekfeinen Restaurant essen gehen, in dem es einen Crumb Downer gibt!

Oh, ich merke schon, das kennen Sie wieder nicht: Ein Crumb Downer sieht aus wie eine Art silberner Kamm ohne Zinken, und in piekfeinen Restaurants werden damit zwischen den Gängen die Krümel (crumbs) vom Tisch runter(down)gefegt. Und wenn man sich nun ausnahmsweise ein wenig albern fühlt, und wenn man ein bisschen Spaß machen möchte über so viel Etepetete-Mist, dann fallen einem schon mal Lieder mit Crumb Down ein.

Von den Beatles: „Don’t crumb me down!“, von Janis Joplin „Crumb down on me!“, von den Talking Heads bzw. Tom Jones mit den Cardigans: „Crumbing down the house!“ und von auf amerikanischen Baumwollfeldern arbeitenden ägyptisch-afrikanischen Sklaven: „Crumb down, Moses, crumb down in Egyptsland. Tell ole pharao, let my people go!“ (Bzw., wenn Sie sich noch alberner fühlen: „Crumb my people down!“).

Genug. Doch noch eins: In anderen schnieken Restaurants nennt man den Crumb Downer „Table Crumber“. Genauso bekloppt, oder? Super Bandname das. Aber nicht vergessen: In piekfeinen Restaurants isst man besteckmäßig von außen nach innen (nicht von drinne nach drusse), und wenn der Kellner den Wein probiert, liegt das nicht daran, dass er ein unverschämter, den Hals nicht voll kriegender Alkoholiker ist (jedenfalls nicht nur). Sondern er darf das, um herauszukriegen, ob der Wein verkorkt ist. Oder sonstwie schlecht.

Ich bekomme richtig Hunger, wo ich das hier schreibe! Und Durst. Und mir fällt ein, dass ich endlich mal jemanden kennen lernen möchte, der das Tuborg-Poster „Der durstige Mann“ bestellt hat, das immer auf den Dosen aufgedruckt ist. Wer es hat, darf es mir schicken – sozusagen als kleines Geschenk für diese Jubiläumskolumne. Ich hänge es auch bestimmt auf, neben das AOK-Poster mit „Wer küsst schon gerne Nikotin?“.

„Also, wie du so aussiehst, wie machst du das eigentlich immer?“ „Ich ess eben überhaupt nie was. Und kokse den ganzen Tag!“ JENNI ZYLKA