Steine gegen das Erinnern

Serbische Extremisten verhindern Gedenkfeier für Massakeropfer von Srebrenica

SARAJEVO taz ■ Scharf protestierte gestern das „Büro des Hohen Repräsentanten der Internationalen Gemeinschaft“ in Sarajevo gegen Übergriffe serbischer Extremisten auf muslimische Frauen. Kurz vor dem fünften Jahrestag des Massakers von Srebrenica hatten am Donnerstag 2.000 Serben 180 überlebende Frauen aus Srebrenica und Bratunac angegriffen, die Blumen im Stadion von Bratunac niederlegen wollten. Viele der Frauen wurden verletzt, manche schwer.

So auch das Vorstandsmitglied der Mütter von Srebrenica, Hadzija Mehmutović. Verwundungen durch Glassplitter machen eine Augenoperation notwendig. Die Frauen waren nach Bratunac gekommen, um der 4.000 Männer, die im Mai 1992 im Stadion von Bratunac zusammengetrieben worden waren, zu gedenken. Gleichzeitig sollte an 3.000 Männer aus Srebrenica, die im Juli 1995 hier ebenfalls interniert waren, erinnert werden. In beiden Fällen wurden die meisten Gefangenen von serbischen Milizen und Soldaten ermordet.

Im Vorfeld der Gedenkfeier hatten die serbischen Behörden der „Republika Srpska“ auf Druck internationaler Organisationen die Aktion genehmigt. Bosnisch-serbische Polizisten versuchten, die Menge zurückzuhalten. Die Veranstalterinnen vermuten, dass serbische Extremistenparteien den Angriff planten.

Scharfe Kritik äußerten Vertreterinnen der Frauen an dem Verhalten der Sfor und der internationalen Polizei IPTF, weil sie auf ausreichende Sicherheitsvorkehrungen in Bratunac verzichtet hatten. In Sarajevo wurden die Frauen nicht auf das Gelände der Sfor gelassen. Die Vertreterin der „Gesellschaft für bedrohte Völker“ in Sarajevo, Fadila Memisević, sprach von „unwürdigem Verhalten“ von Vertretern der Sfor gegenüber den Überlebenden. ERICH RATHFELDER