„Ich muss auf die Ego-Bremse treten“

Nach drei Siegen über die Telekom Baskets Bonn steht Alba Berlin erneut im Finale um die deutsche Basketballmeisterschaft. Alba-Spielmacher Vladimir Bogojevic wünscht sich Skyliners Frankfurt als Gegner

taz: Sie waren sich im Vorfeld verdammt sicher, dass die Play-off-Spiele gegen Bonn 3:0 enden. Woher nahmen Sie die Gewissheit?

Vladimir Bogojevic: Wenn wir gut spielen, gewinnen wir. Bonns Spielmacher, der Derrick Phelps, war irgendwann müde. Gegen Jörg Lütcke zu spielen, ist für einen Angreifer auch die Höchststrafe.

Der wahrscheinliche Finalgegner sind nun die Frankfurt Skyliners. Die spielen zur Zeit ihren besten Basketball.

Sie sind unser Wunschgegner. Da ist die Rechnung noch offen vom Pokalfinale. Ich kann versichern, wir sind so heiß, dass da richtig die Fetzen fliegen.

In schwierigen Situationen pflegen Sie den Ball auf Serbokroatisch zu instruieren, das war gegen Telekom nicht nötig?

Ach, das mit der Ansprache ist nur einmal passiert, da ist er mir aus der Hand gerutscht. Wenn etwas nicht Alltägliches passiert, dann versucht man halt mit dem Ball Kontakt aufzunehmen und zu sagen, was er zu tun hat.

Sind Sie sehr ballverliebt? Manche Basketballspieler dribbeln den Ball, selbst wenn sie lesend auf einer Parkbank sitzen.

Na ja, ich habe einen Ball zu Hause und ab und zu spiele ich auch mit ihm, aber wir sind echt genug in der Max-Schmeling-Halle.

Nicht auf dem Freiplatz?

Ich würde schon gern mal, aber das wäre nicht sinnvoll. Da hätte der Coach auch was dagegen. Im Sommer ab und zu. Ich bin dort ja groß geworden. Aber die Ballverliebtheit ist oft von Nachteil, man muss lernen, sich vom Ball zu trennen.

Sie reden schon wie ihr Trainer Svetislav Pesic.

Da gebe ich ihm auch vollkommen recht.

Er verlangt von Ihnen, dass sie Basketball leben.

Ja. Er ist ein Basketballverrückter, im positiven Sinne. Man muss ständig drin sein. Analysieren, vorbereiten, Tapes angucken.

Haben Sie sich in letzter Zeit wieder einmal jenes Videoband von 1997 angeschaut, als sie im Pokal als Spielmacher von MTV Gießen 30 Punkte gegen Alba erzielt haben?

Nee. Eine Sammlung hab’ ich schon. Meistens schaue ich mit ein paar Kumpels aus Gießen Sachen aus Jugendzeiten an.

Ihr Saisonpunkteschnitt bei Alba liegt im einstelligen Bereich, würden Sie lieber mehr als Scorer dastehen?

Ich punkte viel, wenn das Spiel auf mich zukommt. Wenn die Würfe reingehen, ist es cool, wenn nicht, muss man sehen, was sonst geht, zum Beispiel verteidigen und das Spiel kontrollieren. Bei uns ist egal, wer trifft. Es gibt so viele Leute. An einem Tag trifft der, am nächsten der andere.

In Berlin hat sich für Sie einiges geändert.

Im Kollektiv muss man ein bisschen auf die Ego-Bremse treten. Wenn jeder sein Ding hier durchziehen will, hätten wir eine Katastrophe. Es gibt Platz für jeden, sein Talent zu zeigen.

Auch im Basketballkonzept von Trainer Pesic?

Also Defense beschränkt nicht unbedingt die Kreativität. Wenn ich mich auf diesem Gebiet weiterentwickle, ist das nur für mich gut. Und vorne ist das Korsett nicht so eng. Es darf jeder werfen. Nur die Wurfsituation soll gut herausgespielt werden.

Wann waren Sie zuletzt bei Pesic zum Essen eingeladen?

Weiß gar nicht.

Bei der ersten Einladung, nach dem Wechsel im Juni 1997, hat Sie der Coach ja kurzerhand auf die Waage gestellt.

Nicht direkt auf die Waage, aber es kam die Frage auf, wie schwer ich war. Das hat sich mittlerweile gelegt. Ich wohne seit letztem Jahr mit meiner Mutter und Schwester zusammen in Moabit. Da werde ich auch gut bekocht.

Wie viel Kilo haben Sie jetzt?

89,9.

Nahe am Idealgewicht, bei 1,94 Meter Körperlänge.

Weiß nicht, ist auf jeden Fall weniger, als ich damals gewogen habe. Da kam ich gerade vom Sommerurlaub zurück.

Bis zum nächsten Urlaub sind es noch maximal fünf Spiele.

Ich hoffe, nur drei.

Interview: MARKUS VÖLKER