Voll computerfit mit der Lila Pause

■ Zur „coolen Schule“ gehören Computer dazu, meint Kraft Jacobs Suchard und verschenkt PCs

Der gelbe us-amerikanische Schulbus steht leider nicht alle Tage vor der Tür der Grundschule Oderstraße. Sonst brächte er vielleicht noch mehr Computer für die Schule, nigelnagelneue internetfähige Superrechenmaschinen. Die ersten überhaupt, die die Grundschule in der Neustadt je gesehen hat.

Gestern war der große Tag, als Sponsor Kraft Jacobs Suchard (KJS) den Schulbus endlich in die Oderstraße steuerte. Zehn Computer hat er in den bunten Klassenraum geliefert. Ein Tag zum Jubeln: Bildungssenator Willi Lemke (SPD) strahlt. Die stellvertretende Direktorin Annegret Bischoff ist überglücklich: „Unser erster Schritt in Richtung Neue Technologien.“ Und die Kids schließlich hocken gespannt vor den Monitoren bis die Reden fertig geschwungen sind, dann können sie endlich Blitzlicht umwittert loszusurfen.

Doch die Zehn Hightech-Geschenke aus dem Bremer SchokoHaus haben Nachwirkungen: „Meine Mathe-Lehrerin weiß gerade mal, wie man den Computer anschaltet“, moniert ein Zehnjähriger. „Von den 18 KollegInnen sind drei oder vier totale Anfänger“, gesteht auch Bischoff. Kein Wunder bei einem Altersdurchschnitt von um die 50 Jahren. Der Rest des Kollegiums brächte immerhin so etwas wie rudimentäres Basiswissen mit in die Klassen.

Jetzt müssen also erst mal die LehrerInnen die Schulbank drükken. Grundschul-Software pauken. Fingerfertigkeit mit Maus und Tasten trainieren. Doch selbst das gehört zum KJS-Geschenkpaket: Lehrer-Schulungen. „Einfach nur die Computer abstellen, macht keinen Sinn“, erklärt ein KJS-Mitarbeiter. „Von der Grundschule an soll gleich die richtige Ausbildung vermittelt werden.“ Das Konzept mit webpage nennt KJS „coole Schule“, damit die Schüler wenn schon nicht zum Lernen immerhin zum Surfen kommen. Lemke spricht vom Beginn einer langen Partnerschaft zwischen dem Unternehmen „und dieser kuscheligen Schule“ und fühlt sich selbst ein bisschen als „Patenonkel“.

Papa Sponsor hat allerdings noch mehr im Sinn als nur zu stiften. Der denkt nämlich bereits an die Kunden von morgen: Die Internet-Kids. „Unsere Absicht ist es, Produkte zu verkaufen“, meint Sprecher Sauerbier. Pausenpakete zum Beispiel (“Lunchables“) werden verteilt - genau abgestimmt auf die Zielgruppe. Zum Surfen sollten auch Lila-Laune-Riegel und Capri-Sonne nicht fehlen.

Der gelbe Schulbus wird allerdings nicht noch einmal kommen. In die Oderstraße nicht. Auchin die anderen Bremer Schulen nicht. Das Unternehmen will jetzt Cottbus und München ansteuern. Die Neustädter Grundschule war nur der Auftakt einer bundesweiten Aktion. Denn die Oderstraße lag so nahe beim KJS-Standort und war computerbedürftig genug. Außerdem will das KJS noch 300 Compis bundesweit verlosen: Jeder Schüler der gewinnt, verhilft seiner Schule gleichzeitig zu vier PCs, so das Konzept.

Doch zu den zehn ersten Compis legt Willi Lemke gleich noch eins nach. 20 Millionen Mark hat er dem Senat noch abgewrungen - für Computer und Fortbildung. Priorität hat vor allem die Sekundarstufe I. Die Schüler der 4b Oderstraße hoffen jedenfalls drauf: „Man hat uns versprochen, dass es in der Schulzentrum Gottfried-Menken-Straße auch Computer gibt“, meinen Sören und Rouven, die vom Geschenk nur noch bis zu den Ferien profitieren können. pipe