Heute ist morgen schon wieder gestern

Schnell & einfach will die Verlagsgruppe Milchstraße Internet-Anfängern mit neuem Heft ins Web helfen

Die Zukunft ist Programm. Das meint zumindest die Redaktion der Internet-Illustrierten Tomorrow aus der Verlagsgruppe Milchstraße. „Willkommen in der Zukunft“ heißt es deshalb auch gleich auf der ersten Seite im Ableger des auflagenstarken Printprodukts aus Hamburg. Mit Internet schnell & einfach soll seit Mai die Zielgruppe der unerfahrenen Neueinsteiger geködert werden.

Von einer bisher noch nicht belegten Marktlücke kann da jedoch kaum die Rede sein. Bereits zu Beginn des Internet-Booms war es bei Zeitschriftenmachern gang und gäbe, den Netzneulingen auf publizistischem Wege unter die Arme zu greifen, etwa mit so genannten Supplements als „Heft im Heft“. Obwohl inzwischen bereits Fernsehzeitungen und Illustrierte mit Netz-Ratgebern aufwarten, scheint der Markt noch nicht gesättigt. Das jedenfalls glaubt Yvonne von Stempel von der Verlagsgruppe Milchstraße: „Angesichts der wachsenden Gruppe von Internetnutzern sehen wir die Chancen für Internet schnell & einfach extrem positiv. Vom Leser ist das Magazin bisher sehr gut angenommen worden.“ So gut, dass man daran denkt, die geplante viertelmonatliche Erscheinungsweise nun auf eine monatliche Publikation umzustellen.

Inhaltlich hält das Magazin, was der Titel verspricht. Mit Zukunft hat das jedoch nichts zu tun, denn für die Leser von Internet schnell & einfach fängt die Zukunft erst einmal am absoluten Nullpunkt an: „Um ins Internet zu kommen, brauchen Sie einen Computer. Dazu einen Telefonanschluss und ein Modem“, heißt es im Heft.

Keine Frage: Der Überblick, den die Milchstraßen-Profis geben, ist souverän und für ahnungslose Nutzer geradezu ideal. Wer den Einstieg dann tatsächlich geschafft hat und ins Detail gehende Informationen wünscht, wird jedoch enttäuscht. Nach dem schnellen Start folgt – wie sollte es anders sein – das Erotik-Special. „Sex sells“ und die Adressen der hübschesten Camgirls gehören für die Redaktion zum Einsteigerwissen. Schließlich soll das Heft „auch unterhalten“, schreibt Chefredakteur Christian Personn im Editorial.

120.000 verkaufte Exemplare garantierte der Verlag seinen Werbekunden. Und die setzten bereits im Voraus großes Vertrauen in den Tomorrow-Ableger. Fast alles, was in der Online-Branche Rang und Namen hat – oder zumindest ein dickes Werbebudget –, wollte den Start von Internet schnell & einfach nicht verpassen. Zu Recht, wie erste Erfolgsmeldungen vorhersagen. Bleibt abzuwarten, wann auch der letzte Internet-Neuling genug von den Grundlagen hat. Von der Milchstraße zum Netzprofi erzogen, werden die Leser ihrem Verlag sicher treu bleiben. Und bei Tomorrow freut man sich bestimmt schon auf den Auflagenzuwachs.

PEER SCHADER