Neue luftige Aktie

Mit frischem Börsengeld sollen bald wieder Zeppeline fliegen. Große Pläne, erst mal Verluste

KÖLN taz ■ Der Brandenburger Zeppelinbauer Cargolifter geht noch im Mai mit einer Neuemission an die Börse. Die Erstnotiz im Amtlichen Handel in Frankfurt sei für den 30. Mai geplant, gab das Unternehmen bekannt. Mit dem Börsengang will die Cargolifter AG den weiteren Unternehmensaufbau sowie die Entwicklung und den Bau des ersten Transport-Luftschiffes, CL 160, finanzieren.

Die Zeichnungsfrist für die neuen Aktien, mit einer Preisspanne von 14 bis 18 Euro, läuft von heute bis zum 26. Mai. Mit der Ausschüttung der rund sieben Millionen Anteile will Cargolifter 100 bis 129 Millionen Euro in ihre Kasse spülen.

Nach dem Plan von Cargolifter sollen Zeppeline bis zu 160 Tonnen schwere Lasten transportieren. Die 260 Meter langen und 80 Meter hohen und breiten Luftschiffe sollen eine Reichweite von 10.000 Kilometern haben. Geschwindigkeitsrekorde werden die „fliegenden Kräne“ (Eigenwerbung) mit ihrer Geschwindigkeit von 80 bis 100 Kilometer pro Stunde nicht aufstellen. Aber verglichen mit der Durchschnittsgeschwindigkeit von 8 Stundenkilometern, die konventionelle Schwertransporte haben, könnte sich für Cargolifter ein riesiger Markt eröffnen.

Als Beispiel nennt Carl-Heinrich von Gablenz, Vorstandsvorsitzender von Cargolifter, den Transport einer 140-Tonnen-Fracht von Deutschland nach Kasachstan. Der Cargolifter benötige drei Tage, ein herkömmlicher Straßentransport 60 Tage. Von den jährlich fünf Milliarden Tonnen Gütern, die weltweit bewegt werden, könnten in Zukunft 30 Millionen Tonnen auf Zeppeline entfallen, ergab eine Studie des Bremer Instituts für Seewirtschaft und Logistik.

In der Praxis muss das ambitionierte Unternehmen noch zeigen, dass das Konzept aufgeht. Denn in die Luft gebracht hat Cargolifter noch keines seiner Riesenluftschiffe. Bisher existiert mit „Joey“ nur ein 1:8-Modell, und das hat erst ein paar Flugstunden auf dem Buckel. Vieles wurde noch nicht getestet.

Als weiteres Problem gilt der riesige Kapitalhunger der Gesellschaft. Das bisher eingesammelte Geld stammt größtenteils von Privatanlegern. Bis auf eine britische Investmentgesellschaft hielten sich die institutionellen Anleger weitestgehend zurück. „Wir scheuen das hohe Investitionsrisiko“, sagt ein Investmentbanker aus Bonn.

Bisher konnte Cargolifter nach eigenen Angaben über 16.000 Aktionäre für sich begeistern. Mit einem eingeworbenen Kapital von 330 Millionen Mark ist Cargolifter die größte außerbörsliche Aktienplazierung Deutschlands. Bis die Gesellschaft Gewinne einfährt, müssen sich die Anleger aber noch lange gedulden. „Die Serienreife unseres Transport-Luftschiffes und erste Gewinne wollen wir ab 2004 erreichen“, sagt Karl Bangert, stellvertretender Vorstand und zuständig für den Finanzbereich von Cargolifter. MARTIN MURPHY