Weser statt Ganges

■ Der Verein „bremen multimedial“ hat ein schickes Weiter-bildungsprogramm aufgelegt / Prädikat: Zeitgemäß, aber teuer

Der Markt ist schnell, Kompetenz ist alles, doch die SeminarleiterInnen hecheln hinterher, zielgenau an den Interessen der Wirtschaft vorbei: So soll Weiterbildung für Computerexperten nicht aussehen, dachten sich die Mannen vom Verein „bremen multimedial“ und entwickelten ihr Sommerprogramm 2000. Devise: „Qualität voraus!“

Mit ihren Angeboten wollen sie dem „ungebremsten Qualifizierungsbedarf“ der rund 5.000 Männer und Frauen begegnen, die in Bremen und umzu mit multimedialen PC-Anwendungen arbeiten. Doch der Spaß ist ganz schön teuer und nur für Profis von Nutzen. Arbeitslose, die Multimedia-Experten werden wollen, kommen nicht in den Genuss der hochkarätigen Seminare.

Dass Weiterbildung ein hohes Gut ist, machen schon die Titel der Veranstaltung deutlich: „Oracle Designer Entwurf und Implementierung von Web-Anwendungen“ heißt ein 3-Tages-Kurs für 2.640 Mark ohne Mehrwertsteuer für eine Person. Doch die Mitglieder von „bremen multimedial“ – der Zusammenschluss von 130 hiesigen Multimedia-Firmen und Institutionen – sind vor allem scharf auf professionelle Trainer.

Um die gewünschte Qualität zu gewährleisten, haben sich jetzt auch ein rundes Dutzend Bremer Weiterbildungsveranstalter auf gemeinsame Standards geeinigt. Und: Ulrich Reinhardt von der „Koordinierungsstelle Qualifizierung Multimedia“ hat nach den wirklichen Wünschen der Branche gefahndet.

An einer derartigen Abstimmung scheint es bisher gemangelt zu haben. Auf einer Pressekonferenz zum Thema am Dienstag wurden die Verantwortlich deshalb nicht müde zu betonen, dass man sich mit den Angeboten am tatsächlichen Bedarf orientiere.

Tatsächlich scheint das Multimedia-Qualifizierungsprogramm (Infos: www.bremen-multimedial.de) nah am Puls der Zeit. Rainer Krause von der Firma farm.concept & design erkennt in dem Angebot die Interessenlage seiner Branche durchaus wieder. Indes: „Wir haben noch nie Geld ausgegeben für Schulungen. Es gibt auch andere Wege.“ Interne Weiterbildung zum Beispiel. Warum diese Zurückhaltung? „Zu teuer“, sagt er. Dabei wollen die Veranstalter doch gerade „Klein- und Mittelbetriebe“ ansprechen.

Auch die rund 400 beim Arbeitsamt registrierten Bewerber aus der IT-Branche (Informations-Technologie) werden wenig bis gar nichts von den schicken Workshops haben. „Das Arbeitsamt übernimmt die Kosten nicht“, sagt Ulrich Reinhardt. Aus seiner Sicht machen sich viele Arbeitssuchende sowieso falsche Hoffnungen: „Man macht einen Kurs, und dann hat man einen Job“ – unrealistisch, so seine Meinung. Die Aktivisten von „bremen multimedial“ diagnostizieren bei den Unternehmen ohnehin „spitze Finger“, wenn es um die Einstellung von Arbeitslosen geht. hase