„Manchmal lache ich, wenn ich Dinge von mir sehe“

■ Prix Dom Perignon-Gewinner Petr Zuska zeigt erstmals sein Stück „Triple Self“ mit dem Hamburger Ballett

Die klare, kraftvolle Bewe-gungssprache seiner Choreografie „Triple Self“ ließ den jungen tschechischen Choreografen und Tänzer Petr Zuska im letzten Sommer als eindeutigen Gewinner beim Wettbewerb um den Prix Dom Perignon hervorgehen. Neben einem Preisgeld von 10.000 Mark wird das Stücks in das Repertoire des Hamburg Balletts aufgeführt. Dreimal reiste Zuska, der zur Zeit beim Ballett Theater in Augsburg tanzt, inzwischen nach Hamburg, um mit der Topriege der Solisten aus John Neumeiers Ensemble sein Stück zu erarbeiten.

Eine Frau und zwei Männer spiegeln in „Triple Self“ zu einem Klaviertrio von Dimitri Schostakowitsch verschiedene Aspekte einer Person wieder. „Ich habe eine Frau gesucht, die eine raue Seite hat, mit einem Anteil an männlicher Energie und auch ruhig ein bisschen verrückt sein darf“, sagt Zuska. Die beiden Männer sollten sich möglichst ähnlich sein. Zwei Trios – Laura Cazzaniga, Peter Dingle, Alexandre Riabko und Niurka Moredo, Ivan Urban, Lloyd Riggins – werden nun im Wechsel die „Dreifaltigkeits“-Etüde an einem Abend vorstellen, der außerdem Neumeiers „Pavana“, die „Bach-Suite-2“ und Kevin Haigens „Moments Movements Mendelssohn“ zeigt.

Kurzfristig musste das Programm geändert werden. Der Pub-likumserfolg „Opus 100 – for Maurice“ fällt wegen einer Verletzung von Ivan Liska aus. Bedauerlich auch für Zuska, der somit auf ein Treffen mit seinem Mentor verzichten muss. Denn Liska, langjähriger Erster Solist beim Hamburg Ballett und heute Direktor des Bayrischen Staatsballett war es, so erzählt Zuska, der ihn zur Teilnahme an dem Wettbewerb ermunterte.

1987 begann der 31-Jährige seine Tänzerkarriere in Prag, zuerst in kleineren Compagnien, wie dem Tanztheater und dem Kammerballett Prag. Von 1992 bis 1998 tanzte er dann als Solist im Ballett des National Theaters. Klassische Rollen, vor allem aber zeitgenössische Choreografien von Kylian, van Manen, Vaculik gehörten dort zu seinem Repertoire. Damals begann er auch, Stücke zu kreieren. Und viel herum gekommen sei er. Schon vor dem Fall des Eisernen Vorhangs tourte er durch die USA und Westeuropa. Heute ist dagegen Prag die Stadt, zu der alle Welt hinströmt. „Endlich können sich die Menschen aus dem Ausland ein Bild machen“, meint Zuska, „und entdecken, wie reich die Kultur in dieser Stadt ist.“ Er selbst lebt jedoch seit zwei Jahren in Deutschland, war Solist am Ballett Theater München und wechselte mit Beginn der vergangenen Spielzeit nach Augsburg. Jochen Heckmann, ein junger Kollege, trat dort die Ballettdirektion an. Von diesem Engagement hatte Zuska sich viel versprochen. Doch schnell hat er wieder gekündigt: „Ich fühlte mich als Tänzer nicht gefordert.“

Ein wenig rastlos wirkt er auch im Gespräch, und Zuska gibt zu, dass er sich im Moment in einer Umbruchphase befindet. Zwei bis drei Jahre möchte er noch selbst auf der Bühne stehen bevor er sich ganz der Choreografie widmet. Als Mitglied eines Ensembles ist das oft schwierig, zumal wenn interessante Angebote zur Arbeit mit anderen Compagnien, wie jetzt vom Dresdner Ballett, winken. Dort wird er demnächst sein erstes größeres Werk zu Musik von Avo Pärt kreieren. Musik spiele für ihn eine wichtige Rolle, auch wenn er seine Herangehensweise eher als intuitiv bezeichnet. „Mein Vater“, sagt er, „war ein guter Pianist und hat zu Hause immer gesungen. Meine Mutter wollte immer Schauspielerin werden.“ Durch diese künstlerischen Inspirationen fand der Sohn schließlich zur Bühne.

Fragt man den lebhaften, recht bodenständig wirkenden Mann nach wichtigen Einflüssen, dann nennt der Tänzer in ihm spontan Mats Ek. Seine Ballette zu tanzen spräche ihm gewissermaßen aus der Seele. Als Choreograf sieht er sich selbst noch in der Entwicklung. „Manchmal muss ich lachen“, stellt er fest, „wenn ich Dinge von mir von vor fünf Jahren sehe, so naiv kommen sie mir vor. Ich glaube, mittlerweile ist schon eine persönliche Signatur zu erkennen, und das finde ich auch sehr wichtig.“ Marga Wolff

heute, morgen und 29. Mai, 19.30 Uhr, Staatsoper