Odyssee im Pamukkale-Brunnen

Beschädigter Brunnen im Görlitzer Park bleibt auf Jahre trocken. Zwischennutzung als Opernkulisse

Trotz des gestrigen Gewitters wird der Pamukkale-Brunnen im Görlitzer Park vorerst trocken bleiben. Die vor zwei Jahren für 3,5 Millionen Mark errichtete Anlage war nur wenige Wochen in Betrieb. Schon nach dem ersten Winterfrost tauchten Risse in dem Sandsteinbrunnen auf. Das Bezirksamt Kreuzberg will nun die „Freie Planungsgruppe Berlin“ verklagen, die die Anlage nach Entwürfen des Künstlers Wigand Wittig gebaut hatte.

Allein das Beweissicherungsverfahren werde ein halbes Jahr dauern, erklärte Kreuzbergs Baustadtrat Matthias Steffke (CDU) bei einer Anwohnerversammlung am Dienstag abend. So lange blieben auch die Bauzäune stehen. Bis wieder Wasser im Brunnen sprudelt, könnten Jahre vergehen.

Bürgermeister Fanz Schulz (Grüne) stellte bei der Versammlung ein Konzept vor, wie der Brunnen in der Zwischenzeit wenigstens trocken genutzt werden könnte. Bei einer „Sommer-Opera“ soll der Pamukkale-Brunnen vom 14. bis 16. Juli als Opernkulisse für Monteverdis „Die Heimkehr des Odysseus“ dienen. Engagiert ist für die Aufführung ein Ensemble mit Staatstheaterniveau, das sich bereit erklärt hat, zu einem Viertel der üblichen Gage aufzutreten. Mit dabei sind unter anderem Sänger von der Deutschen Oper. Die stellt auch ihren Fundus zur Verfügung. Um das Beweissicherungsverfahren nicht zu beeinträchtigen, wird das Schadensbild am Brunnen vor Beginn der Proben und danach dokumentiert.

Organisiert wird das Projekt „Sommer-Opera“ von der Musikschule Kreuzberg und dem Bezirksamt. Damit soll auch ein Sponsorenpotenzial erschlossen werden. Denn selbst wenn der Brunnen irgendwann saniert sein wird, ist seine Inbetriebnahme nicht gesichert: Der Bezirk hat kein Geld für die jährlich 80.000 Mark Betriebskosten.

Die Kiezbewohner sprachen sich vehement gegen Pläne des Bezirksamts aus, den Brunnen durch einen Gastronomiebetrieb vor den Pamukkale-Terrassen sponsern zu lassen. Cafétische zerstörten den öffentlichen Charakter des Platzes, hieß es. Überhaupt sei der Park in einem schlechten Zustand: Der Müll werde nicht beseitigt, Toiletten fehlten und die Pflanzen würden nicht bewässert. Bürgermeister Schulz regte daraufhin ein kommunales Trägerkonzept für den Park an. Damit könnten die interessierten Bürger eingebunden werden. Die Anwohner ergreifen jedenfalls schon mal die Initiative. Mitte September veranstalten sie ein Kiezfest am Brunnen.

GRIT FRÖHLICH