■ UrDrüs wahre Kolumne
: „Tschaka“ mit Willi

Aus ganz Deutschland kamen jetzt die Polizisten der Verkehrspuppenbühnen in Nürnberg zusammen, um miteinander Kasper zu spielen, doch kein Holzkopp aus Bremen war dabei. Ja will man denn die Kinder dieser Stadt einfach so mir nichts dir nichts überrollen lassen? Findet sich denn da gar niemand, der die Kurzen mit dem Anarchokasper belehrt, wie man mit Sprühdose, Schraubenzieher oder Schlüsselbund dafür sorgt, dass die Autofahrer nicht länger auf den für Rollstühle, Kinderwagen und Bobby Cars reservierten Wegen parken? Ich empfehle dem Jungen Theater, mit dem Innensenator unverzüglich über die Einrichtung einer entsprechenden Planstelle zu verhandeln. Um der Kinder willen!

Was machen Senatoren so nach Feierabend? Na klar, gucken bei Big Brother, ob Sabrina sich den Jürgen zur Brust nimmt, spielen Scrabble oder Halma, treiben sich mit Vertretern der Grundstückswirtschaft in schwiemeligen Lokalen jenseits der Landesgrenze herum oder fahren nach Ostwestfalen- Lippe, um dort beim Forum des Einzelhandels in der Bielefelder Stadthalle den Erfolgscoach zu machen. So zum Beispiel Willi Lemke, der bei dieser Gelegenheit für ein intensives Mitarbeiter-Training im Einzelhandel plädierte: „Das ist nicht nur im Sport eine unabdingbare Voraussetzung für den Erfolg“. Hat der Senat eigentlich schon ein komplettes Kursangebot erstellt? „Feuerlaufen mit Berni Schulte“, „Spinning Dome mit Henning“ oder „Lass die Sau raus mit Perschau“ das wär' doch schon mal ein Anfang, auch für die Werbegemeinschaft City. Tschaka!

Der traut sich was, der junge Eckhoff. In seiner Promotion-Arbeit für die Beton-Lobby in Sachen Technologieforum legt er sich jetzt nicht nur mit den Umweltschützern an, sondern auch mit demLandesverband der Gartenfreunde, der ja nun wirklich zu den stärksten Kräften im Lande gehört: Weiß der Galopper des Jahres von der Union nicht mehr, wie es seinerzeit dem fast völlig vergessenen Liberalinski Claus Jäger erging, als er die Parzellisten im Bremer Westen um Laube und Scholle bringen wollte? Und schwant ihm denn nicht einmal von ungefähr, wie gefährlich ein Menschenschlag sein kann, der seit vielen Jahren dem Maulwurf mit dem Klappspaten Paroli bieten und nicht einmal dem zähen Giersch eine Chance auf seinem schweißgetränkten Acker gibt? Als „Bremer Bündnis für Zukunftsverhinderung“, denunziert der dreiste Jens seine Gegner aus den Reihen von „Gute Ernte“, „Harmonie“ und „Neue Frucht“ – und dürfte damit seine politische Zukunft verspielt haben. Wer die Geduld für mehrjährige Spargel-Anzucht aufbringt, der übersteht auch jeden jungen Hüpfer!

Um verirrte Schäfchen wieder in die Herde des guten Hirten zurückzuführen, leistet sich die evangelische Christenheit dieser Stadt seit Jahr und Tag das Infozentrum „Kapitel 8“: Von allein kommt schließlich nicht mal Kirchensteuer. Die katholische Diaspora setzt jetzt nach mit dem „Treffpunkt Kirche“, und natürlich wünsche ich beiden Projekten viel Erfolg im Kampf gegen den lauen Zeitgeist. Meine ganze Verachtung aber gilt jenen Marketing-Evangelen, die am 17. Juni zur Expo in Hannover für alle, „die sich nicht ohne weiteres eine der teuren Expo-Karten leisten können“, ihre Gotteshäuser bis in die Nacht hinein offenhalten wollen und diese Selbstverständlichkeit als „Church-Hopping“ anpreisen: Ja müssen Kirchens denn wirklich jedem Spülwurm in den Mastdarm hinterherkriechen? Ganz im ökumenischen Geist der Dummheit machen es die Papisten aber auch nicht besser: Schaut mal ins Internet unter www.coole-moenche.de, was sich die ultrageilen Singles vom Orden der Salesianer da so einfallen lassen, um den total krassen Nachwuchs in ihre Big Brother-Container zu locken!

Ihren naserümpfenden Ab-scheu vor hässlichen Menschen gab das spätpubertäre Fernseh-Girlie Birgit Schrowange kürzlich in der deutschen Yellow Press preis und motivierte damit zwei ältere Mitpatientinnen in der Cafeteria der Herzklinik bei gemeinsamer Lektüre von „Heim&Welt“ zu folgendem Dialog: „Unverschämtheit. Und dabei ist die dumme Kuh ja jetzt schwanger.“ „Ja, und dann hat das Kind am Ende einen Blutschwamm oder eine Hasenscharte. Oder sonstwas in der Richtung. Gönnen würde ich's ihr ja...“ „Aber schade um das Baby, das kann ja nix dafür!“ „Müsste ja nur für ein paar Tage sein, damit sie was draus lernt...“ Sind die Menschen nicht menschlich? gibt sich und Dir zu bedenken

Ulrich „Ladenschluss“ Reineking

PS: Das heutige Wort zum Sonntag findet sich auf einer Bank im Kurpark gekritzelt: „Alte Schildkröte können mehr über den Weg erzählen als junge Hasen“. Glückwunsch an Ulli Bau und alle anderen Geburtstagskinder aus dem lesenden Publikum!