Eine Sektlaune

Schwerer Sektgeruch dampfte aus hundert freudig prickelnden Gläsern, schicke Menschen kugelten sich durchs Ratskellergewölbe, so manches Mitglied der Shakespeare Company hatte sich zur Feier des Tages gar 'n Jackett aus dem Fundus gefischt, Peter Lüchinger hatte beim Frisör vorbeigeguckt und sich schnipschnapp zum leckersten Kerlchen des Saales waschenschneidenföhnen lassen – all das, weil Bremens Landesvater und bekennender Company-Fan Hennig Scherf dem Volke verkünden wollt', die mächt'ge Brust sei vor Stolz geschwellt. Denn im fernen Berlin, so geht nicht nur die Sage, hat die Bremer Shakespeare Company jüngst den begehrten deutschen Kritikerpreis erhalten, was allemal Anlass für ein bürgermeisterliches Sektründchen ist.

Doch ehe Henning in bester Scherfscher Manier mit champagnerumtoster Stimme die größtmögliche Verdichtung schmeichelnder Adjektive auf engstem Satzraum zelebrierte, sang ein Company-Quintett humorige comedianische Harmonien, was die kulturpolitische Sprecherin der CDU erneut dahin schmelzen ließ, wo sie bereits am Vorabend gelegen hatte, als sie am Leibnizplatz die bezaubernde Premiere des neuen Company-Stücks „Der Sturm“ goutieren durfte.

Hernach erinnerte der hinreißend aussehende und gekleidete Peter Lüchinger das rotbackig strahlende Publikum daran, dass ein Leben als Company-Mitglied trotz manch schöner Berlin-Reise doch eines ist, das im Portemonnaie zum Lochfraß führe. Der Henning unterbrach daraufhin sein Lächeln und ließ dackelblickend die Gedanken schweifen, wohl hin zum in der Ferne weilenden Shooting-Star unter Bremens Senatoren, auch Bernt „endlich-wird-am-Bahnhofsvorplatz-wieder-gebaut“ Schulte genannt. Denn der allseits beliebte Kultursenator hatte sich noch jüngst des Lochfraßes in den Geldbörsen der Company-Mitglieder annehmen wollen und generös 200.000 Mark extra versprochen – die er nun aber in seinem Geldbeutelchen partout nicht finden kann. Aber spätestens seit Kant weiß auch die Company: Was zählt, ist allein ein guter Wille, weshalb dem Bernt niemand böse ist, nur weil er immer will, was er offenbar nur selten kann.

Company-Mitgründerin Dagmar Papula verlas schlussendlich einen Aufsatz zum Thema „Ein Preis macht mir Gefühle“, ein zu Herzen gehender Rückblick, der dort aber nicht ankam. Die Hände schlugen heftig aneinander, der atemberaubend attraktive Peter Lüchinger forderte zum kollektiven Besäufnis auf Kosten des Senats auf, und ein schöner, feierlicher Vormittag zu Ehren der Bremer Shakespeare Company fand so im Ratskeller ein schönes, feierliches Ende. zott