Betr.: Antworten auf Letzte Fragen

Warum folgt nach der Redensart „Auf gut Deutsch gesagt“ meist ein vulgärer Ausdruck? (13. 5. 00)

Diese Redensart kommt daher, dass einst viele Fürsten, Könige und Kaiser ihre Untertanen nicht verstanden. Diese sprachen einen solchen Wirrwar an Dialekten und Mundarten, dass die Herrschenden oft verzweifelten. Untereinander sprachen die Adligen daher auch Latein und Französisch. Als aber die braven Untertanen, gleich den französischen Nachbarn, sich über ihre Könige aufzuregen begannen, da lernten diese schnell die deutsche Sprache, um nicht unverstanden abgesetzt zu werden. Der Trick funktionierte, denn noch heute versteht man die Herrschenden, Verzeihung, die Politiker, nicht. Erst am Ende einer langen und umständlichen Rede hängen sie diese Redensart dran, um verstanden zu werden: „Auf gut Deutsch: Wählt uns!“.

Michael Mehmet Sipaki, Göttingen

Mit dieser vorgeschalteten Redensart soll der deftige, aber ehrlich empfundene Ausdruck abgeschwächt und entschuldigt werden. Als innere Haltung der deutschen Sprache gegenüber lässt sich das bis in die Zeit des ausgehenden Mittelalters und des Humanismus zurückverfolgen, als Deutsch in seiner vielfältigen, dialektmäßigen Zersplitterung gegenüber anderen europäischen Sprachen, vor allem dem Lateinischen, als rückständig und nicht geeignet zum Ausdruck „höherer“ geistiger Inhalte galt.

Sprachlich gesehen, gab es damals eine regelrechte Zweistöckigkeit innerhalb der Gesellschaft: Deutsch als ungeschliffende Umgangs- und Gebrauchsprache des ungebildeten Volkes, des Pöbels; Lateinisch, durchstrukturiert, voller rhetorischer Finessen und durch die Renaissancebewegung in ganz Europa gültig und verstanden, als Schrift-, Vortrags- und Umgangssprache der Gebildeten.

Die Möglichkeit zur Überwindung dieser Kluft schuf erst Martin Luther Anfang des 16. Jahrhunderts mit seiner Bibelübersetzung, mit der er innerhalb des deutschen Sprachwesens einen Sprachschöpfungs- und Einigungsprozess von unabsehbarer Bedeutung in Gang setzte. Sein „Sendbrief vom Dolmetschen“ liest sich wie ein Aufruf zum selbstbewussten Umgang mit der deutschen Sprache, wenn er schreibt: „. . . man muß nicht die Buchstaben der lateinischen Sprache fragen, wie man soll deutsch reden . . ., sondern man muß die Mutter im Hause, die Kinder auf der Gassen, den gemeinen Mann auf dem Markt darum fragen und denselbigen auf das Maul sehen, wie sie reden, und danach verdolmetschen . . .“ Wer also einen so genannten „Gassenausdruck“ durch die Redensart „auf gut Deutsch“ einleitet, will damit signalisieren, dass er über verschiedene sprachliche Ausdrucksebenen verfügt.

Uta Eckensberger, Saarbrücken

Weil Leute, die meinen gut deutsch zu sein, einfach (. . . vulgärer Ausdruck . . .) sind!

Peter Woltersdorf, Berlin

Wer sprang beim Ursprung? Mit wem? Wohin? (13. 5. 00)

Der Anlass für den Ursprung war die Scham. Adam sprang in die Hose und Eva sprang ins Kleid. Danach vertrieb Gott beide aus dem Paradies. Seitdem wird häufig auf die Frage nach dem Ursprung genervt entgegnet: „Wollen wir etwa bei Adam und Eva anfangen?“

Reinhard Schlich, Bremen

Das Ei sprang. Mit seinesgleichen. Irgendwohin.

Simone Giesen, Düsseldorf

Auf erstgenannte zwei Fragen weiß ein Leser eine Antwort:

Adams Ur-Sprung und Evas Eisprung sind für den ganzen Schlamassel verantwortlich. Auf gut Deutsch gesagt: Fucking Paradise!

Gerd Neurath, Saarbrücken

Warum gibt es für Kinder zwar regelmäßig an der Wursttheke eine Scheibe Wurst, an der Käsetheke dagegen nie eine Käsescheibe? (13. 5. 00)

Weil die Käsemenschen Kinder blöd und gemein finden und die Wurstmenschen Kinder sehr nett finden. Leona (5), Köln

Es ist doch eh alles Wurst – und nicht Käse!

Manfred Rupp, Erding

Weil den meisten Kindern Käse Wurst ist.

Gerd Neurath, Saarbrücken

Weil das Mästen der Dreikäsehochs den Käsethekentanten völlig Wurst ist.

Simone Giesen, Düsseldorf

Was tut eine Metzgerin den lieben langen Tag? Sie teilt die Leichen einst lebenswarmer Kreaturen in handliche Verkaufsproportionen. Dabei führt sie Selbstgespräche folgenden Inhalts: „Sind doch nur dumme Tiere“. Die Erwachsenen kommen zielstrebig an ihre Theke, sie sieht den rechnenden Blick und denkt: „Ja, eben!“

Dann aber schaut sie vom Boden ein zielloses, nicht kaufendes Geschöpf an, großäugig und verständnislos, warmblütig, zierlich und schön, genau wie ein Tier vor der Schlachtung eigentlich, und ihr Herz erzittert vor der Frage: „Wenn man jene essen darf, dann vielleicht auch diese?“ – „Nein, nein!“ schreit es auf „Das darf nicht sein, so bin ich nicht!“, und eilig greift sie eine Scheibe Wurst, reicht sie demonstrativ freundlich dem hilflosen Wesen, schluckt den Speichel und sieht es im Fleischessen zu ihrer Art werden, ein Menschenkind, ja klar, jetzt schwach, später Käufer, Fresser, nicht zu Fressender.

Das Kind isst und denkt: „Lecker.“ Die Metzgerin denkt: „Nimm nur! Der Erste ist umsonst!“

Margret Haase, Göttingen

Also bei uns in Dortmund-Wambel im REWE gibt es für meine Töchter an der Käsetheke immer eine Käsescheibe.

Manuela Hoffmann, Dortmund

Oh, jetzt weiß ich auch, warum ich nicht mehr an der Käsetheke arbeite, ich habe immer Kinderkäsescheiben verschenkt.

Sandra Bils, Bielefeld

Was ist das Hintertreffen und wie gerät man hinein? (13. 5. 00)

Eigentlich heißt es Hinterntreffen und man gerät nur rein, wenn man selber ein Arsch ist.

Ingo Meyer, Hamburg

Wann beginnt die Vergangenheit? (6. 5. 00; die Frage wurde ursprünglich von Knud Jahnke aus Hamburg gestellt. In der letzten Ausgabe trat er irrtümlich als Beantworter seiner eigenen Frage auf. Die Herkunft der Antwort „Wenn der Augenblick vorbei ist“ bleibt weiterhin fraglich.)

Diese Frage lässt sich eindeutig beantworten, sobald geklärt ist, wie lange die Gegenwart dauert. „Gegenwart“ ist ein Konstrukt unseres Gehirns, also sollten Hirnforscher die Antwort wissen.

Der Münchener Sinnesphysiologe Ernst Pöppel sagt dazu: „Die Gegenwart dauert drei Sekunden“ (nachzulesen in seinem so überschriebenen Aufsatz in dem Sammelband: „Intelligenz zwischen Mensch und Maschine“, Lit Verlag, 1999).

Dr. Karl-Heinz Wellmann, Frankfurt am Main

Die Vergangenheit liegt exakt zwischen Perfekt und Präsens, aber massig weit weg von Plusquamperfekt, Futur I und Futur II.

Doris Obermayr, Lübeck

Wenn die Zukunft Vergangenheit geworden ist, ergibt das Gegenwart, wenn die Vergangenheit ist zur Gegenwart wird, ist die Zukunft im Eimer.

Manfred Rupp, Erding

Die bisherigen Fragen beziehen sich alle auf die Frage: Wann endet die Vergangenheit? Beginnen tut sie natürlich mit dem Urknall. Helmut Richter, Frankfurt am Main

Wie lang darf ein Reißverschluss sein, damit er noch zu den Kurzwaren zählt? Und: Warum zählt er überhaupt dazu? (6. 5. 00)

Die Länge ist hier nicht entscheidend, sondern die Geschwindigkeit des Schließ- oder Öffnungsvorganges. Bei entsprechendem Bewegungstempo kann man es selbst hören, dieses kurzzz. Seine Herkunft ist wohl auf seine frühere Schreibweise als „Kürzweise“ zurückzuführen. Manch eingeklemmte Dinge waren und sind dann wohl etwas kürzer.

Mischa Kühn und Herr Bo,

Warum sind Autobahnen nicht durchgehend nummeriert? (6. 5. 00)

Erst mal stellt sich die Frage, in welchem Abstand die Nummern aufgetragen werden sollten, damit sie auch von schnell Fahrenden noch erkannt werden können. Und dann: Wäre es nicht der Verkehrssicherheit abträglich, wenn der Fahrer ständig auf die Nummern starrt, statt auf den Verkehr zu achten?

Wolf Schairer, Elmshorn

Es hat jede die Nummer 1 sein wollen, das kennt man ja. Da hat man halt losen müssen.

Doris Obermayr, Lübeck

Irgendwas; irgendwie; irgendwo; irgendwann; ja sogar irgendwen, aber kein „irgendwarum“. Weshalb? (29. 4. 00)

Nicht nur das Russische, auch das Japanische hat ein „irgendwarum“ (naze ka). Dagegen gibt es im Englischen kein „Somewhy“, „for some reason“ beziehungsweise aus irgendeinem Grund.

Stephen Schöndorf, Gauting