■ Rosi Rolands Bremer Geschichten: Mit sozialistischen Grüßen
Sozialismus ist, wenn alles allen gehört. So gesehen geht in der Bremer Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) der Sozialismus demnächst zu Ende. Genauer gesagt: am 1. August. Dann nämlich ist Schluss mit der gemeinsamen Nutzung von Kopierer, Klo und Kaffeemaschine im PDS-Büro Am Dobben 144.
Ende April hatte die PDS-Bundestagsfraktion in Berlin einen Brief an die „lieben Genossinnen und Genossen“ im Bremer Landesverband geschickt und den Untermietvertrag für das Regionalbüro der Fraktion Am Dobben aufgekündigt. Die „räumliche Trennung von Landesgeschäftsstelle und Regionalbüro ist dringend erforderlich“, heißt es in dem Brief. Nur so könne sich das Regionalbüro aus den Konflikten heraushalten, „die es im Bremer Landesverband seit geraumer Zeit gibt“. Das Fraktionsbüro werde nun eigene Räume anmieten, „mit freundlichen Grüßen“.
„Besonders hart“ treffe der „Wegfall des monatlichen Miet- anteils der Bundestagsfraktion“ den Landesverband, schrieb dieser Anfang Mai zurück. Der Begründung vermöge man nicht zu folgen, vor allem stelle sich die Frage: „Die Eskalation welcher Konflikte befürchtet ihr - und warum gerade zum jetzigen Zeitpunkt?“ Auf jeden Fall müsse erstmal dringend über „Form und Inhalt“ der künftigen Zusammenarbeit geredet werden, „mit sozialistischen Grüßen“.
Doch Berlin möchte nicht reden, sondern möglichst schnell trennen. Und das keineswegs nur wegen der „Eskalation bestehender Konflikte“ zwischen den drei politisch und menschlich inkompatiblen Srömungen im kleinen Bremer PDS-Verband. Seit der CDU-Spendenaffäre ist man nämlich auch links außen sehr um die Entmischung von Fraktion und Partei besorgt, gemeinsam genutzte, aber vor allem von der Fraktion bezahlte Klos, Kopierer und Kaffeemaschinen könnten da schnell zu einem heiklen Thema werden.
Alles gehört allen - soviel Sozialismus ist im Kapitalismus einfach noch nicht drin. Lasst Euch das gesagt sein, mit bestem Gruß von Eurer
Rosi Roland
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