Der Ocean Park als Seifenblase

■ Neuestes konkretes Ergebnis: „Zoo am Meer“ hat keine Fische mehr

Rechtzeitig zur Expo sollte der Ocean Park fertig sein und die Besucher zu Tausenden nach Bremerhaven locken. Die Expo-Besucher sollten die Kunde von der blauen Attraktion in dem kleinen blauen Bundesland Bremen in alle Welt tragen. Den skeptischen Kritikern der blauen Ocean-Park-Euphorie hatte Henning Scherf noch im vergangenen Jahr attestiert, sie müßten „entweder zynisch oder depressiv sein“.

Am Mittwoch Abend stand der Bremerhavener Oberbürgermeister Jörg Schulz den engagierten Kritikern der Köllmann-Pläne für den Ocean Park Rede und Antwort. Er wollte erläutern, was derzeit der Stand der Dinge ist. Schulz hatte jahrelang an Köllmanns Planungen geglaubt und sie entschieden befürwortet.

Dem Projektentwickler Köllmann die Planungshoheit zu überlassen, sei ein großer Fehler gewesen, das werde nicht mehr passieren, formulierte Schulz vor der Initiative „Bremerhaven – ja, Ocean Park – nein danke“. Aber was ist, wenn Köllmanns Planungen im Papierkorb sind? „Im Moment ist da tabula rasa“, fasst der Bremerhavener Rechtsanwalt Dr. Manfred Ernst die verhaltene Botschaft des Oberbürgermeisters zusammen.

Richard Lahmann, früher einmal CDU-Fraktionschef in Bremerhaven, heute auf seine alten Tage energischer Mitstreiter der Initiative „Ocean Park – Nein danke“, hatte die Diskussion mit dem Oberbürgermeister versöhnlich geleitet. „Als Sieger soll man die Zusammenarbeit mit dem, der sich geirrt hat, suchen“, formuliert er seine Altersweisheit. Offenkundig habe der Bürgermeister „überhaupt kein Konzept“, was nun mit der Fläche zwischen Deich und Columbus-Center werden solle: „Da ist null.“ Schulz hatte das in die Worte gekleidet, die Investoren für das Gelände stünden nicht gerade Schlange. Den Kontakt zu möglichen Investoren herzustellen war gerade der Auftrag an den Frankfurter Projektentwickler Köllmann gewesen. Aber selbst die Immobiliengesellschaft IVG, an der der Bremerhavener Ehrenbürger Ehlerding wesentliche Anteile hält, hat kein Interesse mehr, räumte Schulz ein. Mit der Münchener Investorengruppe KanAm-Gruppe sei man „weiter im Gespräch“, erklärte Schulz, aber worüber, das blieb offen.

Die Hauptattraktion für das Gelände sollte der „Blaue Planet“ werden, eine immer blumig, wenn auch immer wieder anders umschriebene Freizeit-Attraktion. Diese Attraktion sollte das Publikum von weit her anlocken, drum herum hatten die Planer sich den üblichen Mix vorgestellt: Multiplex-Kino, eine Einkaufs-Meile und diverse gastronomische Betriebe. Von dem Kern des „Ocean Parks“, dem Blauen Planeten, ist nun nicht mehr die Rede. Da die von Köllmann erarbeiteten Konzepte nicht das Eigentum der Stadt Bremerhaven sind, könnten sie auch nicht einfach ohne Köllmann verwirklicht werden. Und wenn Köllmann die Investoren nicht überzeugen konnte, wird der Oberbürgermeister aus Bremerhavenen da nicht mehr Erfolg haben. Irgendeine Attraktion müsse aber her, um die Touristen anzuziehen, sagte Schulz. „Da ist wohl konkret nix da“, folgerte Dr. Ernst aus der Art des Oberbürgermeister-Vortrages.

Wie soll auch. Die kommunalen Vertreter haben weder die Kontakte noch die Ideen für größere Projekte an dieser Stelle, aus diesem Grund waren ja vor Jahren auswärtige Projektentwickler engagiert worden. Im Grunde ist die Stadt heute wieder da angekommen, wo sie vor acht Jahren aufgebrochen war.

Mit einem Unterschied: Im Hinblick auf den Blauen Planeten hat der attraktive „Zoo am Meer“ sein Aquarium an die Stadt Königsberg verschenkt. Das wäre, wenn daneben der Blaue Planet gestanden hätte, ja auch überflüssig gewesen. Was nun? Ein Zoo am Meer ohne Aquarium? In den Plänen für den umgebauten Zoo ist kein Platz für ein neues Aquarium, dafür stünde auch in den bisherigen Plänen kein Geld zur Verfügung. Dr. Ernst sarkastisch: „Wer Fische sehen will, kann doch nach Wilhelmshaven fahren“, spottet er. Richard Lahmann stellt trocken fest, dass die Bremerhavener Stadtpolitik jahrelang in die Irre geführt worden ist: „Hat das Konsequenzen? Trägt eigentlich jemand hier die Verantwortung dafür?“ K.W.