Anstoß gibt's ab jetzt auch in rosa

■ Bremens SPD hat ein Kulturforum gegründet. Es soll der Politik fortan mit Rat und Tat zur Seite stehen

Noch ein Sitzungs- und Diskussionsforum für Kultur? Ist das nötig? Die Bremer SPD meint „Ja“ und hat am Wochenende zur Gründungsveranstaltung des „Kulturforum SPD“ in die Galerie Rabus geladen. Und wenn die Partei ernst nimmt, was sie den etwa hundert BesucherInnen verkündete, könnte dieses Forum tatsächlich sinnvoll sein.

Die Umbruchs- und Orientierungszeiten in Sachen Kultur zwischen staatlicher Verantwortung und privater Förderung sind nämlich so labil, dass andauernde Diskussion und andauernde Information vonnöten ist. Darauf verwies auch der Referent, der Münchener Kulturdezernent mit dem schönen Namen Julian Nida-Rümelin. Er wetterte zu Recht gegen die auch in Bremen gelegentlich vertretene These, die „Kunst in die Freiheit zu entlassen“, sprich: sie den Marktgesetzen zu überantworten. Dieses Schielen nach amerikanischen Verhältnissen verlangt erneute Arbeit an der Legitimation des Kulturauftrages der öffentlichen Hand. Die Hoffnung, dass langfristig die Wirtschaft einspringen wird, hält Nida-Rümelin für eine Illusion, denn dort werden zunehmend eigene Projekte gemacht.

Die Politik tut heutzutage gut dran, sich zu öffnen und sich zu informieren. Die Initiative zur Gründung des Kulturforums ging von der Kulturpolitikerin und Bürgerschaftsabgeordneten Carmen Emigholz aus. Entstanden ist ein richtiger Verein mit einem richtigen Vorstand und einem richtigen Beirat. In diesen Beirat werden Kulturleute mit SPD-Parteibuch und Parteilose aufgenommen. Ihm gehören bereits jetzt Kunsthallendirektor Wulf Herzogenrath, der Leiter des Neuen Museum Weserburg, Thomas Deecke, die Leiterin der Frauengleichstellungsstelle ZGF, Ulrike Hauffe, und die Geschäftsführerin der Wagenfeld-Stiftung, Beate Manske, an.

Inhalte sind laut Carmen Emigholz derzeit noch in Arbeit. Man wird offene themengebundenen Arbeitsforen vorbereiten und sich dann den Ratschlägen von Laien und an Kulturpolitik interessierten Fachleuten stellen.

Ein solches Forum könnte – ein sehr skeptischer Konjunktiv! – der Politik tatsächlich helfen, nach einer viel zu langen Phase des Rückzuges auf administrative Aufgaben wieder zu öffentlicher Verantwortung mit Inhalten zu kommen. Nida-Rümelin hat ein solches Kulturforum vor zwölf Jahren in München gegründet: Dem Bremer Forum wünscht er mehr Erfolg als seinem, denn gerade die KünstlerInnen haben sich nach und nach aus der Initiative zurückgezogen. In Bremen sieht das zurzeit genau andersherum aus: 25 KünstlerInnen und Kulturinteressierte wollten im Anschluss an die Veranstaltung ins Kulturforum.

Glasklar, was Altsenator Stephan Seifritz von der Kulturarbeit in der Bürgerschaft hält, wenn er Nida-Rümelin bittet, seine Thesen doch mal dort vorzustellen. Der Landesvorsitzende der SPD, Detlev Albers, hielt dann noch eine schöne Rede, dass die „Partei lernen muss, sich selbst zu verändern“: Das von ihm mitgegründete Kulturforum könne einer der Ansätze sein. So wollen wir nach vielen Worten und einer netten Plauderei nun auch Taten sehen: Grundsätzlich ist alles zu begrüßen, was sich einmischt!

Ute Schalz-Laurenze