Wind fürs Depot

Das Geschäft mit der Windenergie boomt. Davon wollen zwei Projektentwickler profitieren: EnergieKontor und Umweltkontor

Bodo Wilkens kennt die Windkraftszene schon seit gut zehn Jahren. „Ich habe alle Höhen und Tiefen miterlebt, doch jetzt ist die Zeit reif für einen neuen Wachstumsschub“, meint der Vorstandssprecher der EnergieKontor AG, mit Stammsitz in Bremen-Brinkum. EnergieKontor projektiert Windkraftanlagen vor allem in Küstennähe, finanziert sie, lässt die Parks bauen und verkauft Anteile an Windenergiefonds. Das Geschäft brummt, die Ergebnisse zeigen steil nach oben. 1999 hatte das Unternehmen einen Umsatz von 72,3 Millionen Mark; im laufenden Geschäftsjahr werden es rund 160 Millionen sein. Immerhin ein Wachstumsplus von 121,3 Prozent. „Wir wollen an die Spitze des europäischen Windenergieausbaus“, erklärt Wilkens. Und genau dafür braucht die EnergieKontor AG Geld, viel Geld um den angestrebten Expansionskurs finanzieren und um künftig eine noch größere Windernte einfahren zu können.

Die Bremer streben an den Neuen Markt. Nach der Plambeck Neue Energien AG wären sie das zweite Unternehmen, das mit Windkraft die Kurse nach oben treiben will und um die Gunst der Anleger buhlt. Am 25. Mai sollen 975.000 Aktien, die in der Zeit vom 17. bis 23. Mai zu zeichnen sind, feilgeboten werden. Die Banker in der Mainmetropole haben bereits sehr positiv auf die Offerte reagiert, die Anleger auch. Im vorbörslichen Handel wurden die EnergieKontor-Aktien bereits zwischen 74 und 80 Mark gehandelt. „Wir sind mit dem Ergebnis zufrieden“, meint Wilkens. Die Börse ist von den ehrgeizigen Geschäftszielen der Bremer anscheinend überzeugt. Künftig will EnergieKontor Windparks im Meer, so genannte Offshore-Anlagen realisieren. Über ein Konsortium ist das Unternehmen bereits an der Ausschreibung für mehrere solcher Projekte in Großbritannien beteiligt. Nach Schätzungen von Experten könnte allein mit Offshore-Windturbinen rund um die britischen Inseln gut ein Drittel des gesamten europäischen Windstrombedarfs gedeckt werden. Dass sich die Bremer überhaupt am Börsensegment Neuer Markt bewerben können, zeigt, welches wirtschaftliche Zukunftspotenzial die Banker und Broker heute in der Windenergie sehen.

Ähnlich ambitioniert sind die Ziele von Heinrich Lohmann. Der Vorstand der Umweltkontor Renewable Energy AG mit Firmensitz im rheinischen Hückelhoven bei Aachen bereitet seinen Gang an den Neuen Markt schon seit gut einem halben Jahr vor. Die Mannschaft aus der ehemaligen Bergbaustadt kann auch eine stolze Geschäftsbilanz vorweisen. 1996 setzte Lohmann mit sechs Mitarbeitern 600.000 Mark um, in diesem Jahr werden es voraussichtlich 120 Millionen sein. „Bis zum Jahr 2004 wollen wir die magische Grenze von einer halben Milliarde überschritten haben“, erklärt der diplomierte Ingenieur. Anders als bei der Bremer Konkurrenz deckt Umweltkontor die gesamte Palette der wichtigen Zukunftsenergien ab. Das breit gestreute Angebot reicht von der Planung über Finanzierung von Windparks bis hin zur Realisierung von Solar-, Biomasse- und Wasserkraftprojekten. „Die realisierten Projekte werden Anlegern als Fonds angeboten“, meint Lohmann. Sollte die Börsenkommission in der Mainmetropole Frankfurt dem Kandidaten aus dem Rheinland grünes Licht geben, dann wollen die Hückelhovener in vier Wochen, also Ende Juni, an den Neuen Markt gehen.

Lohmann ist ein echter Windhund, der bisher Ökologie und Ökonomie außerst clever miteinander verknüpft hat. „Wir wollen bis 2005 in Europa Marktführer im gesamten Spektrum der erneuerbaren Energien sein“, so die Prognose des Vorstandes. Erste Gehversuche auf europäischem Parkett hat der Börsenkandidat bereits hinter sich. In Griechenland, der Türkei und in Kroatien laufen die Geschäfte bereits gut an. Europa ist für die rheinischen Windkraftfans der Markt der Zukunft. Derzeit hat Umweltkontor Windpark-Projekte mit einem Investitionsvolumen von etwa 300 Millionen Mark unter Vertrag. Wasserkraftprojekte im Wert von rund 60 Millionen und Solarvorhaben mit einem Volumen von zwei Millionen sollen noch in diesem Jahr realisiert werden.

Wer sein sauer verdientes Geld an der Börse arbeiten lassen will und dabei auf grüne Investments setzt, der hat mit beiden Kandidaten eine Chance, mit gutem Gewissen vom Aufwärtstrend der regenerativen Energien zu profitieren. Beide Fimen zählen zu den Senkrechtstartern in der Windkraftbranche, beide Unternehmen verfügen über junge Teams, die mit regenerativer Energie etwas für den Klimaschutz tun und gleichzeitig natürlich auch satte Umsätze erzielen wollen. Beide Unternehmen wollen zu den Top Five in Europa zählen, vorne mitbestimmen, heißt die Devise. Europäische Engagements können beide vorweisen, die Zahl der Projekte außerhalb der deutschen Grenzen wächst bei EnergieKontor ebenso wie bei Umweltkontor. Vorteil für die Anleger: Wer beim Börsengang der Bremer leer ausgeht – die vorbörsliche Zeichnungsfrist endet am 23. Mai –, der hat zumindest noch die Möglichkeit, bei Umweltkontor nachzufassen. Branchenkenner halten beide Werte für eine solide Anlage, wobei Umweltkontor allenfalls durch die Vielfalt glänzt, eben nicht nur Geld mit Windenergie macht. MICHAEL FRANKE