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: Halbgare Schätze

„Augsburg unterm Hakenkreuz“ (Mo., 22.45 Uhr, BR)

Da hat das Bayerische Fernsehen (BR) einen Schatz ausgegraben: Die „Laufbildchronik“ der Familie Engelmann, das Privatarchiv eines frühen Schmalfilmfreaks, der die Seinen, seine Umgebung und die Zeitläufte ab 1926 aufgezeichnet hat. Stumm, schwarzweiß, mit erhellenden Zwischentiteln. Und was macht der BR daraus? Halbgares.

Die Dokumentation von Peter Sander konzentriert sich überwiegend auf die NS-Zeit. Und die liegt im am Montag ausgestrahlten ersten Teil noch im äußeren Frieden: Dass in Deutschland selbst schon Krieg war, bezeugen die gut montierten Erfahrungsberichte von Nazi-Gegenern, die die Jubelbilder von Paraden und Maifeiern der Deutschen Arbeitsfront (DAF) kontrastieren.

Engelmann selbst ist begeisterter Mitläufer, über den Eintritt ins Nationalsozialistische Kraftfahrer-Korps (NSKK) geht sein Engagement aber kaum hinaus. Und dennoch erzählen gerade diese inszenierten Alltagsbilder aus der Provinz mehr über die ersten Jahre des Nationalsozialismus als manche ausgefeilte Doku. Engelmann hat das Material selbst geschnitten, die Zwischentitel („Das Haus des Führers“, Erste Maifeier der DAF“) sind mit Hakenkreuzen verziert – dass der BR auch noch scheppernde NS-Wochenschaumusik unterlegt, ist unnötig.

Noch unnötiger ist die Kommentierung der Auswahl durch Engelmanns Tochter (Jahrgang 1930) im Gespräch mit Autor Sander. Gut gemeint von der Idee her, die „Familienchronik“ weiter zu führen, gerät’s viel zu bieder und inhaltsleer: Da hat der BR im Studio das Wohnzimmer der Engelmanns anno 1937 nachgebaut, komplett mit Sitzgruppe und Volksempfänger, doch die Dialoge erinnern verzweifelt an Elmar Gunschs „Kabinettstückchen“: Frage Sander: „War das das Wohnzimmer?“ – „Ja, das war unser Wohnzimmer.“ – „Und was passierte da?“ – „Man hat gegessen . . . (Zweiter Teil Mo., 29. 5., 22.45 Uhr, BR) STG