Keine Lust auf PISA

■ SchülerInnenkammer ruft zum Boykott einer europaweiten Leistungsstudie für Schulen und Neuntklässler auf

Die SchülerInnenkammer Hamburg hat die SchülerInnen dazu aufgefordert, an der europaweiten Vergleichsstudie „PISA“ nicht teilzunehmen. Das „Program for International Student Assessment“ der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) soll unterschiedliche Bildungssysteme auf ihre Leistungsfähigkeit untersuchen. Dafür müssen allein in Deutschland 70.000 SchülerInnen zu Leistungstests antreten, in Hamburg werden zur Zeit Neuntklässler in über 100 Schulen befragt.

Zunächst geht es um das Leseverständnis; in drei Jahren werden Neuntklässler in Mathematik und noch drei Jahre später in Naturwissenschaften geprüft. In Deutschland wollen Wissenschaftler zudem Leistungen der Schulen berücksichtigen, die unter schlechten Rahmenbedingungen arbeiten. Des-halb stellen sie zusätzliche Fragen zu Lern- und Lebensverhältnissen.

Die SchülerInnenkammer fürchtet, dass sich in der Studie quantitative und qualitative Aspekte mischen: „Qualität von Schule läßt sich nicht durch Vergleichsstudien messen – die in der Schule zu entwickelnden Fähigkeiten sind zu komplex und individuell“, sagt Kammervorsitzende Heike Wendt. Sie fordert, die Ergebnisse so aufzuarbeiten, dass Rankings ausgeschlossen werden, bezweifelt aber genau das: „Der nationale Teil der PISA-Untersuchung allerdings scheint ein Ranking geradezu zu provozieren.“

Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat Bedenken: Sie hält zwar interne und externe Qualitätsentwicklung der Schulen für notwendig und sinnvoll, glaubt aber nicht, dass großflächige Untersuchungen wie PISA dazu führten. Vergleichbare Studien in anderen Ländern hätten eher bewirkt, dass pädagogische Aspekte bei der Schulentwicklung zugunsten wettbewerbsorientierter und betriebswirtschaftlicher Aspekte in den Hintergrund träten.

Sandra Wilsdorf