mit schlechter stimmung auf du und du
: Wer glaubt noch an High-Tech?

WACHSENDER ZWEIFEL AM BOOM

Wer glaubt noch ans Internet-Wunder? Noch einmal kriegen alle euphorisierten Kleinaktionäre beigebracht, dass Verlieren zum Anlegen an der Börse dazugehört. Wer in der Hochphase der Euphorie Anfang des Jahres eingestiegen ist, muss nun lernen, dass die Aprilkorrektur kein kurzes Intermezzo war. Damals rauschte der US-Technik-Index Nasdaq um ein Drittel nach unten und riss alle anderen technikorientierten Aktienindizes mit sich. Die leichte Erholung von dieser Korrektur ist schon wieder aufgebraucht, nun gibt es wieder Rekordtiefs: Am Dienstag verlor der Nasdaq noch einmal sechs Prozent und sank noch unter den Aprilstand, auf das niedrigste Niveau seit vergangenem Jahr. Auch der Nemax-50, der Index des Neuen Marktes in Frankfurt, verlor bis gestern Nachmittag schon wieder fünf Prozent. Seit zwei Wochen gibt er kontinuierlich nach, liegt gut ein Zehntel unter dem Tiefststand vom April: Auf zur nächsten Korrektur.

Die schlechte Stimmung hat keine wirklich fassbaren Gründe. Der Auslöser aber ist klar: Die energische Zinspolitik der US-Notenbank, die in kurzer Zeit mehrfach die Zinsen erhöhte, um ein Überhitzen der US-Wirtschaft zu vermeiden. Diese Wachstumsbremse sollte normalerweise die derzeit noch wenig konjunkturabhängige Internet- und Computerbranche am wenigsten treffen. Doch zu lange schon plagt die Analysten der Verdacht, viele der hoch gelobten Unternehmen könnten noch immer überbewertet sein. Reihenweise stellen Firmen ihre Börsenpläne zurück. Auch Ibex AG und HighwayOne, die gestern die Zeichnungsspanne für ihre Aktien veröffentlichen wollten, sagten den Börsengang kurzfristig ab.

Der Nasdaq zieht für gewöhnlich alle anderen Indizes mit nach unten, auch die mit überwiegend traditionellen Werten wie Dow Jones, Nikkei, Hang Seng oder den Dax, schließlich enthalten sie auch ein paar High-Tech-Werte. Im Dax drückten beispielsweise Telekom und die Siemens-Tochter Epcos. Außerhalb des Trends erwischte es gestern auch Thyssen Krupp, dessen hervorragende Bilanz hinter den Erwartung der Analysten zurückblieb.

Der japanische Nikkei-Index schloss um 1,7 Prozent niedriger bei 16.044 Punkten. Im Handel unterschritt er dank großer Verluste von Werten wie Sony und Fujitsu mehrfach die 16.000er-Marke, erstmals seit fast einem Jahr. Rekordtief auch beim Hongkonger Hang Seng, der erstmals seit einem halben Jahr unter 14.000 purzelte. URB