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Fünf unterirdische Vorschläge für die Tunnelruine der U5

Verkehrsminister Klimmt gibt endlich grünes Licht: Die Kanzler-U-Bahn muss vielleicht nicht fertig werden. Die taz präsentiert Alternativnutzungen für den schon gebuddelten Tunnel

von RALPH BOLLMANN

Um 10.30 Uhr entschied der Bundesverkehrsminister gestern die Zukunft der U-Bahn-Linie 5. „Was ich nicht will, ist eine weitere Stätte zur Champignonzucht“, sprach Reinhart Klimmt. Von der Pilzfarm abgesehen scheint die Position des SPD-Politikers flexibel zu sein. „Mein weit entwickeltes Vorstellungsvermögen hat mich in dieses Amt gebracht“, sagte der Minister auf die Frage, ob er sich einen Stopp des Verkehrsprojekts vorstellen könne.

Sollte der bereits gebaute Tunnelabschnitt vor dem Reichstag nicht bis zum Alexanderplatz verlängert werden, steht die Phantasie des Ministers jedoch vor noch größeren Herausforderungen. An Ideen wird es dem Ex-Ministerpräsidenten nicht fehlen: Mit der Problematik stillgelegter Tunnelstollen dürfte Klimmt aus dem heimatlichen Saarland, wo in den vergangenen Jahrzehnten ein Bergwerk nach dem anderen geschlossen wurde, bestens vertraut sein.

Vielleicht gibt der Umstand, dass sich Klimmt im Beisein seines Studienfreundes Christoph Stölzl äußerte, einen ersten Hinweis auf seine Pläne. Klimmt würde es gewiss begrüßen, wenn der heutige Kultursenator im Stollen Wagner-Opern aufführen ließe. Schon in seiner Jugend hatte der Saarländer eine ganze Nacht im Schlafsack vor dem Theater des Westens verbracht, um am Karfreitag „Parsifal“ zu hören. Um nach dem Vorbild des Stahlwerks im saarländischen Völklingen gleich zum Weltkulturerbe aufzusteigen, ist der Berliner Tunnel aber nicht alt genug.

Für den Fall, dass das Wagner-Projekt an der Ebbe im Kulturetat scheitert, hat die taz vorsorglich nach Alternativen gesucht: Der Tunnel als Blade-Night-Strecke, als Gruselkabinett, als Techno-Bunker, als Fledermaus-Reservat – oder eben doch als Pilzfarm, auch wenn dem Minister die Champignons nicht schmecken.

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