: Betr.: Fünf unterirdische Vorschläge für die Tunnelruine der U5
Der Geschäftsführer des Krefelder Pilzforschungsinstituts, Prof. Dr. Dr. h.c. Jan Lelley
Solche Tunnel wären theoretisch und praktisch für die Pilzzucht bestens geeignet. So etwas wurde auch schon gemacht. In der Eifel, wo es stillgelegte Bahnlinien gibt, wurden und werden zum Teil immer noch solche Tunnel für Champignonzucht genutzt. In Köln hat man U-Bahn-Tunnel für solche Zwecke genutzt. Die dunklen, feuchten Räume sind immer geeignet für Champignonzucht. Die konstante Temperatur, die dort herrscht, ist eine wichtige Voraussetzung. Alternativ werden Champignons heute in klimatisierten überirdischen Räumen angebaut, die recht aufwendig und teuer sind und viel Energie verbrauchen, während in einem Tunnel Voraussetzungen gegeben sind, die man sonst künstlich herstellen müsste. Als Notlösung kann man sich das also wirklich vorstellen. Nicht nur im Spaß, sondern auch im Ernst. WAHN
Der Rechtsanwalt Jan-Philipp Sexauer, Initiator der Blade-Night
Ich weiß nicht, wie der Belag, die Lichtverhältnisse und die Temperatur in den Tunnelröhren ist. Aber pauschal kann man schon sagen: In jedem Raum im städtischen Bereich, der die entsprechende Oberfläche hat und der ohne Sicherheitsrisiken ist, wo genug Frischuft herrscht und wo die Beleuchtung stimmt, kann man grundsätzlich skaten. Aber letztlich ist es so, dass wir ja gerade auf die Straße wollen und die gleichen Rechte wie Verkehrsteilnehmer fordern. Also wären Tunnel eine Verdrängung weg von der Straße. Darum bin ich vorsichtig, weil wir nicht in den Untergrund wollen. WAHN
Die Geschäftsführerin vom Gruselkabinett am Anhalter Bahnhof, Marlit Friedland
Mich gruselt es schon bei dem Gedanken an ein Gruselkabinett in einem Tunnel. Man würde gar keinen da rein kriegen, weil viele Panik kriegen würden und an die frische Luft müssten. Ein Tunnel wäre für ein Gruselkabinett überhaupt nicht geeignet. Die Leute kommen ja schon in unseren Bunker mit Beklemmungen, und manchmal haben wir auch Situationen, dass sie panisch wegrennen, wenn der Mann ohne Kopf anfängt zu sprechen. Hier wird ja nur geschrien bei uns! Es ist schon ziemlich heftig, und oft müssen wir an der Kasse jede Menge Vorarbeit leisten. Aber eine Diskothek zum Beispiel wäre nicht schlecht, vielleicht auch ein Theater. Selbst ein Kaufhaus kann ich mir vorstellen. Oder der Senat könnte den Ort als touristisches Highlight nutzen. WAHN
Die Geschäftsführerin des Technobunkers „Tresor“ in Mitte, Regina Baer
Die Tunnelröhren wären ein bestens geeigneter Veranstaltungsort für uns. Wir nehmen sie gerne! Das Einzige, was wir bräuchten – aber das gibt es ja in U-Bahntunneln – sind Notausgänge und eine entsprechende Belüftung. Ansonsten ist so ein Ort bestens geeignet. Er ist schön tief unter der Erde und schallgeschützt, so dass man niemanden belästigen würde. Wir würden uns als potentielle Nutzer gerne zur Verfügung stellen. Weil wir ja Technospezialisten sind, würden wir dort natürlich auch Techno machen. Und da wir beste Beziehungen zum Finanzministerium haben, wo wir sitzen, wären wir geradezu prädestiniert für den Ort. WAHN
Der Fledermausexperte beim Naturschutzbund Deutschland, Axel Roschen
Vielleicht könnte man ein Winterquartier für Fledermäuse eröffnen. Fledermäuse mögen es im Winter gern feucht und gleichmäßig kühl. Man muss dafür sorgen, dass keine Zugluft herrscht und Feuchtigkeit geschaffen wird. An sich versucht man, Tunnel möglichst trocken zu halten, damit die Stahlträger nicht rosten. Man müsste also in bestimmten Bereichen die Sohle fluten. Außerdem muss verhindert werden, dass der Tunnel von anderen Gästen als von Fledermäusen genutzt wird. Ich denke dabei vor allem an den Menschen. Der Eingang muss also vergittert sein. Damit das Ganze angenommen wird, brauchen die Fledermäuse natürlich Löcher zum Reinkommen. Die in Berlin vorkommenden Breitflügel- und Zwergfledermäuse werden den Tunnel vermutlich nicht annehmen. Als erstes werden sich vermutlich die Langohrfledermäuse – Typ Genscher – einfinden. Die Tiere sind sehr findig beim Entdecken von neuen Winterquartieren. Dass über dem Tunnel das Leben tobt, wird sie nicht stören. Sie sind relativ geräuschunempfindlich. Es gibt genügend Beispiele, wo alte Eisenbahntunnel, die auf einer Seite zugemauert worden sind, von Fledermäusen angenommen worden sind. PLU
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