Das Klicken im Blätterwald

Im Internet nichts Neues – auch äußerlich modern frisierte Computermagazine setzen auf Althergebrachtes

BERLIN taz ■ Jedes Thema hat seine Publikationen. Und jede Publikation möchte gern die erste gewesen sein. Doch obwohl die Multimedia-Freaks eigentlich den größten Teil ihrer Informationen aus dem Internet ziehen sollten, wollen sie (noch) nicht auf echte, gedruckte, mit den Fingern umblätterbare Zeitschriften verzichten. Dabei unterscheidet man grob zwischen „b to b“-Heften (wobei das „b“ für business steht, dementsprechend interessant sind die Inhalte dieser Werke für den normalen Benutzer), und denen, die sich an den normal-„consumer“ wenden.

Die monatliche aus München stammende IT-Illustrierte e- business hat sich jetzt gerade auf jenen umschwärmten Consumer umorientiert, nachdem die 1998 gegründete Zeitschrift bisher die professionellen Nerds angeprochen hatte. Aber nun will man sie alle kriegen, die „junge Business-Leserschaft“ und das „IT-Fachpublikum“, und zwar mit neuem Design und natürlich neuen Ideen und Inhalten. „Computergeschichten erklärbar machen“, erzählt der Chefredakteur Christoph Stengl auf der Berliner „Internet-World“, das wolle man in dem neu konzipierten Heft. Und so setzt man auf ein überschaubares, mit vielen einfachen Grafiken und bunten Bildern aufgelockertes Layout und schüttelt die im virtuellen Raum herumgeisternden Themen wie MP3, Online-Shopping und Aktien-Tipps kräftig durcheinander, bis ein lesbares Magazin herauskommt, das dem Computer-Nutzer allerdings weder Neues noch Unverzichtbares bietet. Durchschnitt eben. Aber „der Markt ist groß“, freut sich der Chefredakteur und weist Konkurrenzangst weit von sich. Schließlich setzt der vom Handelsblatt-Verlag übernommene Titel auf die „integrierte Redaktion“: zweiwöchentlich erscheinent ein ebenfalls altmodisch gedruckter Newsletter, und im Netz ist man unter www.enews24.de präsent. 40.000 Hefte druckt man, 25.000 werden angeblich garantiert verkauft.

Ebenfalls 40.000 Exemplare versucht das e-commerce-Magazin seit zwei Jahren b-to-b-mäßig an den Internet-Geschäftsmann zu bringen, allerdings nur alle zwei Monate. Sehr viel Business-orientierter und mit mehr Anleger-Service langweilt man jeden, der das Medium Internet nur nutzt und nicht dafür arbeitet.

Voll aufs Internet gekommen ist auch connect: Das bisherige „Handymagazin“ will aus der reinen Telekommunikationsecke heraus und biete seit dem Relaunch Mitte Mai Inhaltliches und Wirtschaftliches zum weltweiten Netz. Die Macher sind vom Erfolg überzeugt und wollen natürlich auch irgendwo ganz vorne sein: Als erstes Internetmagazin erscheint connect jetzt alle zwei Wochen, die Konkurrenz von Tomorrow bis Online Today will spätestens im Herbst nachziehen.

Letzteres „Magazin zum Internet“ greift seit zwei Jahren NutzerInnen und Laien mit weitgefächerten Service-Themen und schicken Bildern ab und schmeißt sich mit Themen wie „den besten Männersites“ ganz bewusst in die zwielichtige Schmuddelecke der Erotik-User. Vielleicht sollte man die große Palette an auswechselbaren Computermagazinen einfach als das legitime Pendant zu Frauenzeitungen betrachten: bunte, oberflächliche „Hobbythek“-Themen, Broker-News statt Beauty-News, Pixel-Tipps statt Psycho-Tipps. Und genauso überflüssig. JENNI ZYLKA