„Einen anderen Weg hatten wir nicht“

Hamburgs grüne Wissenschaftssenatorin Krista Sager verteidigt den Beschluss der Kultusminister. Sie will Studienkonten einführen

taz: Die Grün-Alternative Hochschulgruppe ist „entsetzt“, weil Sie das Wahlversprechen nicht einhalten, Studiengebühren zu verbieten.

Krista Sager: Das Problem ist doch: Für ein Verbot von Studiengebühren würden wir keine Mehrheit im Bundesrat kriegen. Diesen Weg hatten wir also nicht. Wir haben jetzt erreicht, dass das Erststudium gebührenfrei bleibt.

Viele befürchten nun Studentenwanderungen von Ländern mit Gebühren in Länder ohne Gebühren . . .

Die Gefahr wäre nur da, wenn es keine Einigung gegeben hätte, wenn jedes Land machen könnte, was es will, also auch Erststudium-Gebühren einführen.

Die Studentenverbände sehen in dem Beschluss den Einstieg in Gebühren auch fürs Erststudium.

Das zu verhindern, ist der Sinn des geplanten Staatsvertrags. Da ist keine Befristung vorgesehen.

Die Bundestags-CDU fordert, dass Gebühren zweckgebunden für die Ausstattung der Unis verwendet werden . . .

Das können sie nur als Misstrauensvotum an ihre eigenen Leute gemeint haben. Baden-Württemberg ist ja das einzige Land, das solche Gebühren eingeführt hat. Wir in Hamburg und andere Länder überlegen lediglich, Studienkonten einzuführen . . .

Ihr niedersächsischer Kollege hält das für viel zu aufwendig.

Ich glaube, dass man das zum Beispiel über eine Chipkarte, von der die Semesterwochenstunden abgebucht werden, relativ unaufwendig machen kann. Aber das eilt nicht und wird es in Hamburg frühestens in zwei Jahren geben.

Können Studenten dann nur noch Kurse belegen, die sie direkt für ihren Studienabschluss brauchen?

Nein. Es geht nur um Pflichtveranstaltungen. Man kann weiter Wahlveranstaltungen besuchen. Der Charme des Kontenmodells ist, das es offen ist für die Verlängerung der Studienzeit für Leute, die nebenher jobben müssen.

Dass 60 Prozent der Studenten arbeiten müssen – damit scheinen Sie sich abgefunden zu haben.

Unser Thema war jetzt, eine Mindestsicherheit zu schaffen in Richtung Gebührenfreiheit. Das ist nicht alternativ zur Notwendigkeit von Studienreformen. Dazu gehört auch, dass mehr Geld ins Bafög gegeben werden muss.INTERVIEW: LUKAS WALLRAFF