Grünes Ja zum Auto

Der umweltfreundliche Antrieb mit Wasserstoff soll das Auto künftig erträglich machen. CDU fordert erneut, die Ökosteuer auszusetzen

BERLIN taz ■ Während gestern die öffentliche Debatte über die hohen Benzinpreise schon den dritten Tag tobte, stießen drei grüne Fraktionspolitiker ihre eigene Debatte über das Auto an. Mit ihrem gestern in Berlin vorgestellten Thesenpapier „Autofahren mit Sonne und Wasser“ könnten die Abgeordneten Michaele Hustedt, Rezzo Schlauch und Albert Schmidt aber ähnlich heftige Debatten in ihrer Parteiöffentlichkeit auslösen. Denn eindeutig stellen sie in ihrem Papier fest, dass das Auto für „viele Transportbedürfnisse unverzichtbar“ sei. Um trotzdem dem Klima- und Umweltschutz gerecht zu werden, fordern die Grünen das abgasfreie, mit Wasserstoff betriebene Auto. Ein neuartiger Motor verbrennt dabei Wasserstoff mit Sauerstoff zu Wasser.

Umweltfreundlich wird diese Technik aber erst, wenn der Wasserstoff mit Hilfe von Sonnen-, Wind- oder Wasserkraft hergestellt wird. Genau dafür wollen sich die Grünen langfristig einsetzen.

Derzeit beraten Bundesregierung und Fraktionspolitiker mit der Auto- und Mineralölindustrie über den Kraftstoff der Zukunft. Die Autokonzerne haben schon Milliarden in die Erforschung neuer Kraftstoffe investiert. Doch noch ist nicht ganz sicher, ob die Entwicklung in Richtung Wasserstoff oder Methanol geht – oder ob man sich vorerst mit der Verbesserung der herkömmlichen Benzinmotoren begnügt. Die Industrie wartet auf ein Zeichen der Politik. Das wollen die Grünen nun geben.

„Schon in zehn Jahren könnten zehn Prozent der Neuzulassungen Wasserstoff-Autos sein“, sagte Michaele Hustedt unter Berufung auf neue Szenarien. Außerdem wollen die Grünen die neue Technik mit Forschungsgeldern und Aufbauhilfen für die nötigen neuen Tankstellen fördern. Dennoch wollen sie sich nicht gänzlich von alten Erkenntnissen abwenden. Schlauch forderte erneut, „endlich Wettbewerbsgleichheit für die Bahn“ herzustellen. Das Problem des Lärms und des Flächenverbrauchs nennt das Thesenpapier der Grünen ebenfalls, allerdings ohne konkreter zu werden. Auch müsse Wohnen, Arbeiten und Freizeit wieder stärker zusammenrücken.

Von der Ökosteuer wolle man sich nicht abwenden. Bis das Wasserstoff-Auto die Umwelt entlasten könne, müsse man weiter auf energiesparende Motoren setzen. Dazu sei die Steuer ein wichtiger Anreiz. Derweil verlangten gestern Oppositionspolitiker erneut ein Aussetzen der Ökosteuer. Friedrich Merz, Chef der CDU/CSU-Fraktion, forderte Kanzler Gerhard Schröder (SPD) auf, die Notbremse bei der Ökosteuer zu ziehen. Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye schloß einen solchen Schritt gestern kategorisch aus.MATTHIAS URBACH