Weizman gibt vorzeitig auf

Der israelische Präsident tritt wegen eines Korruptionsskandals zurück. Am 1. August finden Neuwahlen statt. Auch Verkehrsminister Mordechai wirft das Handtuch. Ihm droht eine Anklage wegen sexueller Belästigung

JERUSALEM taz ■ Der israelische Präsident Eser Weizman tritt am 10. Juli auf Druck von Knesset-Präsident Abraham Burg zurück. Vorausgegangen war eine lange Kontroverse wegen seiner Verstrickung in einen Korruptionsskandal. Am 1. August sollen Neuwahlen stattfinden. Kandidaten sind derzeit Schimon Peres, Minister für Regionale Entwicklung, und Mosche Katzaw vom oppositionellen Likud.

„Das Ende der parlamentarischen Sommerperiode ist der richtige Zeitpunkt“, erklärte Abraham Burg seinen „dringenden Rat“ an den Präsidenten zum vorzeitigen Rücktritt. Burg habe Sorge vor einer Mehrheit im Parlament gehabt, die den Rücktritt Weizmans fordern würde. Tatsächlich drohte dem 76-jährigen ein Amtsenthebungsverfahren. Grund dafür ist der kürzlich veröffentlichte Bericht von Oberstaatsanwalt Eliakim Rubinstein, der das Verhalten des Präsidenten in der Affäre um die Geschenke eines französischen Millionärs schwer verurteilte. Rubinstein musste zwar aufgrund mangelnder Beweise und Verjährung das strafrechtliche Verfahren gegen Weizman einstellen, dennoch kritisierte er Weizman für das „seiner Position unangemessene Verhalten“.

Schon im Vorfeld der Veröffentlichung des Rubinstein-Berichts hatte Weizman seinen Rücktritt „bis Ende des Jahres“ in Aussicht gestellt. Zweifellos fällt ihm der Abschied vom höchsten Amt im Staat nicht leicht. Der volksnahe Politiker erfreut sich großer Beliebtheit unter der Bevölkerung, obschon er selten seine Meinung verbarg und mit seinem vorlauten und häufig taktlosen Bemerkungen mal Kollegen, mal ganze Bevölkerungsgruppen vor den Kopf stieß.

Mit seinen unverblümt chauvinistischen Standpunkten erregte er zudem wiederholt den Unmut der Frauen. „Ich habe noch nie meine Hand gegen Reuma (seine Ehefrau) erhoben“, sagte er bei dem Besuch in einem Frauenhaus, und die erste Kandidatin für einen Posten bei der Luftwaffe fragte er: „Hast du jemals einen Mann Socken stricken sehen oder eine Frau ein Orchester dirigieren?“

Und gleich noch einen Rücktritt gab es gestern: Verkehrsminister Jitzhak Mordechai legte sein Amt nieder, weil er mit einer Anklage wegen sexueller Belästigung rechnen muss. Außerdem gibt er den Vorsitz der Zentrumspartei ab, mit der er im vergangenen Jahr in die Knesset eingezogen war. SUSANNE KNAUL