Mamma-Screening beginnt im Januar

■ Frauenverbände wurden jetzt in das Modellprojekt eingebunden

Die Verträge für den Start des bundesweit ersten Zentrums zur Früherkennung von Brustkrebs in Bremen sind unter Dach und Fach. Das teilte gestern Gesundheitssenatorin Hilde Adolf (SPD) mit. Die Bremer Krankenkassen und die kassenärztliche Vereinigung einigten sich auf eine Vorgehensweise für das Modellprojekt, dessen Planungsphase nun beginnen könne.

Damit scheint der Streit um die groß angelegte Röntgen-Reihenuntersuchung („Mammografie-Screening“) beigelegt zu sein: Frauenverbände hatten mehr Mitspracherechte und mehr Informationen gefordert, die sie jetzt offenbar eingeräumt bekommen.

So soll die Bremer Uni-Professorin Annelie Keil damit beauftragt werden, eine psychosoziale Begleitforschung für das Mammut-Projekt zu organisieren. Zudem wird die „unabhängige PatientInnenberatung“ eine Frauenberatungsstelle einrichten, damit die Frauen im Fall einer positiven Diagnose nicht ohne Hilfe dastehen. Außerdem werden im Beirat neben der Frauenbeauftragten weitere drei Vertreterinnen von Frauenverbänden vertreten sein. „Diese Vereinbarungen sind ein wichtiger Schritt zur Wahrung der Belange der Frauen“, erklärte Senatorin Adolf, „wie es seit Beginn der Planung selbstverständlich unser Ziel war“.

Ab nächstem Januar werden nun die ersten Bremer Frauen zur Reihenuntersuchung eingeladen. Zielgruppe sind alle Frauen zwischen 50 und 69 Jahren, bei denen bislang kein Verdacht auf Brustkrebs besteht – insgesamt 70.000 in Bremen. Damit das Mammografie-Screening repräsentative Ergebnisse liefert, müssen sich rund 70 Prozent der Frauen einer Untersuchung unterziehen. Ausgelegt auf zwei Jahre bedeutet dies: Pro Jahr müssen sich 25.000 Frauen untersuchen lassen.

Nach der ersten, rund 15-minütigen Untersuchung würden für geschätzte fünf Prozent der Frauen weitere Untersuchungen empfohlen, schätzt Hans Junkermann, Projektleiter des Mammo-Modellprojekts. Zwischen der Nachricht, dass genauer geklärt werden müsse, ob Krebs vorliegt, und einer genaueren Diagnose soll nicht mehr als eine Arbeitswoche ohne Wochenende vergehen, verspricht Junkermann. Dies sei Ziel des angewendeten „total quality management“.

Nach einer Statistik des Krebsregisters Hamburg erkrankt nach seinen Angaben jede zehnte Frau an Brustkrebs, davon rund 40 Prozent im Alter zwischen 50 und 69 Jahren. Rund vierzig Prozent der erkrankten Frauen würden an Brustkrebs sterben. Mit dem Modellprojekt, dass neben Bremen auch für Wiesbaden und das Weser-Ems-Gebiet geplant ist, soll herausgefunden werden, ob eine bundesweite Einführung der digitalen Mammografie für die Früherkennung hilft.

Nun rechnet der Projektleiter noch mit Widerstand der niedergelassenen Mammografie-Ärzte: Diese sollen zwar eingebunden werden. Dennoch wird ihnen ein Teil der Patientinnen abhanden kommen oder Leistungen werden anders honoriert. „Das ist ein Problem“, räumt Junkermann ein. Die Kassenärztliche Vereinigung unterstützt hingegen das Screening: Als Modellprojekt werden die Kosten außerhalb des Ärzte-Budgets abgerechnet und entlasten so den Etat. cd