Der Kandidat hat klar gewonnen

Fujimori siegt bei der Wahlfarce in Peru. Bei Protesten überall im Land werden mehrere Menschen verletzt

BUENOS AIRES taz ■ Als ob sie eine Bedeutung hätten, verkündete die peruanische Wahlbehörde am Sonntagabend Hochrechnung um Hochrechnung. Ergebnis: Die zweite Runde der Präsidentschaftswahlen hat der amtierende Präsident Alberto Fujimori überragend gewonnen. Auf Fujimori entfielen nach Auszählung von knapp 51 Prozent der abgegebenen Stimmen 75,62 Prozent der gültigen Stimmen.

Alejandro Toledo, Kandidat der demokratischen Opposition, hatte zwar seine Kandidatur zurückgezogen und zum Boykott der Wahl aufgerufen. Sein Name stand jedoch noch auf den Stimmzetteln, und 24,38 Prozent stimmten für ihn. Etwa 32,5 Prozent der Stimmen seien ungültig, sagt die Wahlbehörde. Und knapp 18 Prozent der PeruanerInnen gingen trotz Wahlpflicht gar nicht zur Stimmabgabe und müssen nun mit einer Geldstrafe rechnen.

Toledo hatte Fujimori nach dem ersten Wahlgang Betrug vorgeworfen und eine Verschiebung der Wahlen gefordert, um einen demkratischen Ablauf gewährleisten zu können. Im ersten Wahlgang vor einem Monat, bei dem es Toledo auf 40,39 Prozent brachte und Fujimori auf 49,79 Prozent, wurden eine Million mehr Stimmen ausgezählt, als Wähler in Peru registriert sind.

Schon eine Stunde nach Schließung der Wahllokale füllte sich die Plaza San Martin im kolonialen Zentrum Limas mit rund 80.000 Fujimori-Gegnern. Schon heiser vom vielen Brüllen, kündigte Toledo an: „Ich will bis zum Schluss kämpfen, um die Demokratie zu retten.“

Im ganzen Land gingen die Menschen gegen den Präsidenten auf die Straße. In Lima kam es zu Straßenschlachten zwischen Gewerkschaftern und Studenten mit der Polizei. Die Sicherheitskräfte schossen mit Tränengas in die Menge. In Iquitos wurden bei einer Straßenschlacht elf Menschen verletzt, in der Stadt Huancayo sollen nach Rundfunkberichten mehrere Menschen bei Auseinandersetzungen mit der Polizei Schusswunden davongetragen haben.

Toledo ist nicht der einzige, der am Ablauf der Wahlen seine Zweifel hat. Auch US-Präsident Bill Clinton hatte sich für eine Verschiebung der Wahlen eingesetzt. Anderenfalls „hätte das unausweichliche Folgen für die Beziehungen mit Peru“, sagte Clinton in Washington. Die Wahlbeobachterdelegation der Organisation Amerikanischer Staaten (OEA) attestiert den Wahlen, sie seien „weder frei noch gerecht“, sondern „irregulär“, wie es in einer Erklärung heißt. Die OEA sieht sich außer Stande, den Wahlverlauf zu beobachten, und hat ihre Beobachter abgezogen. So liefen die Wahlen in einem Vakuum ab. Weder internationale Organisationen noch die Opposition hatten Wahlbeobachter zur Auszählung der Stimmen geschickt. INGO MALCHER

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