Fairer Handel unter Druck

Umsatzrückgang beim fairen Handel mit Kaffee und Teppichen durch Preiskämpfe. TransFair verlangt von ZDF-Sendung Gegendarstellung zu Betrugsvorwürfen

BERLIN taz ■ Harte Zeiten für den fairen Handel: Nicht nur, dass es erstmals einen Umsatzrückgang beim Kaffee gibt; der Verein TransFair, Siegelvergeber im fairen Handel, wurde von der ZDF-Sendung „Frontal“ am 16. Mai als Betrüger hingestellt und kämpft nun um die Glaubwürdigkeit.

Gestern stellte Transfair gemeinsam mit dem Siegelvergeber für Teppiche, Rugmark, das Jahresergebnis vor. Demnach gab es durch Preiskämpfe Umsatzrückgänge sowohl beim Kaffee als auch bei den Teppichen. Da drei Viertel des Umsatzes im fairen Handel mit Kaffee gemacht werden, ist der Rückgang um 20 Millionen auf 110 Millionen Mark eine empfindliche Einbuße. Bei den Süßigkeiten und dem Orangensaft habe es aber Zuwächse gegeben, berichtete Geschäftsführer Dieter Overath.

Viel mehr als das Jahresergebnis beschäftigen die TransFair -Mitarbeiter aber die Vorwürfe des ZDF-Autors Winfried Schnurbus. Dieser hatte in der „Frontal“-Sendung behauptet, bei TransFair gehe es nicht mit rechten Dingen zu. Unter anderem würden Bauern einer Kooperative in Ghana von 100 Mark Lizenzgebühren pro Sack Kakao „eine Frechheit“ von zehn Pfennig bekommen, und selbst diesen Groschen Prämie habe dem Autor kein Bauer in Ghana bestätigt. Mit anderen Worten – ausgerechnet die Organisationen, die versprechen, dass arme Bauern durch höhere Verkaufspreise bei Kaffee und Kakao mehr Einkommen haben, sollen sich stattdessen selbst bereichert haben.

TransFair bekam seitdem laut Presseprecherin Claudia Brück „bis zu 600 Protestbriefe und auch schon Kündigungen von Großabnehmern“. Über die Briefe sind sie froh: „Schließlich können wir da wenigstens antworten – aber was ist mit den drei Millionen Zuschauern, die wir nicht erreichen?“, sagte Brück der taz. Denn an den Vorwürfen von Schnurbus sei, so TransFair, nichts dran. Beispielsweise werde der doppelte Preis für die Produkte gar nicht von TransFair gezahlt, sondern von den Importeuren, und auch nicht an die Bauern gezahlt, sondern an die Genossenschaft. Die würde das Geld sammeln und dann entscheiden, worin investiert werden soll. Vorwürfe und Gegendarstellung stehen im Internet (www.zdf.msnbc.de/news/NEWSFRONTAL_Front.aspn und www. transfair.org). Beide Seiten beschäftigen zu ihrer Verteidigung Anwälte. TransFair will eine Gegendarstellung und denkt an Schadenersatz.

MAIKE RADEMAKER