Eine Woche lang wichtigster Politiker der ganzen Welt

Kanzler Schröder will endlich als bedeutender Staatsmann anerkannt werden. Expo-Eröffnung und Gipfel der „reformorientierten“ Staatschefs kommen da gerade recht

BERLIN taz ■ Die Beamten im Kanzleramt sind ziemlich stolz auf sich und ihren Chef. Ein gutes Dutzend Staats- und Regierungschefs treffen sich am kommenden Wochenende in Berlin – und gewichtig verkündeten Schröders Berater gestern: „Der Kanzler hat die Einladung ausgesprochen.“ „Hochkarätige Berater“ würden im Gepäck der hohen Herren anreisen, und „die Franzosen bringen einen Nobelpreisträger mit“.

Offiziell trägt die zweitägige Konferenz den Titel „Modernes Regieren im 21. Jahrhundert“, und glaubt man den Kanzlerberatern ist das Ziel des Ganzen nicht weniger als „eine Art weltinnenpolitische Sitzung“.

Mit großen Worten trommelt Schröders Mannschaft für den Erfolg einer Woche, die ihrem Chef endlich das weltpolitische Format bescheren soll, an dem es ihm bisher noch mangelt: am Donnerstagvormittag nimmt er an der Eröffnung der Weltausstellung in seiner Heimatstadt Hannover teil, am Abend empfängt er in Berlin US-Präsident Bill Clinton, am Freitag hält er in Aachen die Laudatio für Clinton, der dort den Internationalen Karlspreis erhält, und am selben Abend begrüßt er, zurück in Berlin, die Staats- und Regierungschefs der Konferenz fürs moderne Regieren.

Gefährdet wird der ehrgeizige Relaunch des Außenpolitikers Schröder durch die diffuse Konzeption der Konferenz. Selbst seine Berater räumen ein, dass die Auswahl der Teilnehmerstaaten nicht unbedingt stringenten Kriterien folgte. Das Label „Mitte-Links“, das anfangs verwendet wurde, sei „vielleicht kein glücklicher Ausdruck“, schränkt einer ein und schlägt stattdessen „reformorientiert“ vor. Im Gegensatz zu einer Vorläuferkonferenz in Florenz im vergangenen Jahr sind diesmal mehr Länder mit mehr Unterschieden vertreten. Dazu gehört etwa Kanada mit seinem wirtschaftsliberalen Premier Chretien oder Südafrika mit ganz anderen Problemen als Schweden oder Chile.

Nach Wunsch der Deutschen sollen die 200 Experten bei ihren Arbeitssitzungen ein „virtuelles Netz“ spinnen, das über die Konferenz hinaus Bestand hat. Dahinter steht offenbar die Hoffnung, zu einem gemeinsamen Konzept für ein besseres Regieren zu gelangen. Fest steht bisher nur, dass es nichts mit dem bisherigen Liebling sozialdemokratischer Regierungen zu tun haben soll – Tony Blairs Dritten Weg. „Wenn wir am 3. Weg kleben“, meint ein Schröder-Berater, müsse man sich fragen, „ob wir uns nicht verlaufen.“ Nachdem es Schröders Konferenz werden soll, sähe man in seinem Team am liebsten eine Schröder-Schöpfung als Leitwort für das 21. Jahrhundert. PATRIK SCHWARZ