Rezzo schlaucht die Grünen

Grüne Bundestagsfraktion streitet ums Auto: Umweltsprecher Loske widerspricht Fraktionschef Schlauchs Thesen vom Auto als Instrument der Freiheit. „Anbiederung an den Zeitgeist“

BERLIN taz ■ Mit ungewöhnlich scharfen Worten reagierte gestern Reinhard Loske, umweltpolitischer Sprecher der grünen Bundestagsfraktion, auf die Thesen seines Fraktionschefs Rezzo Schlauch zum Auto der Zukunft. So wie Schlauch „redet heute nicht einmal mehr der ADAC“, schimpfte Loske in einem Brief an seine Fraktionskollegen, der der taz vorliegt. „Ich muss sagen, dass ich über diesen Tenor entsetzt bin, ihn in seiner Anbiederung an den vermeintlichen Zeitgeist schon fast abstoßend finde“, schreibt Loske weiter, „und deshalb auch keineswegs mittrage.“

Rezzo Schlauch hatte am Freitag zusammen mit dem Verkehrssprecher Albert Schmidt und der Energiesprecherin Michaele Hustedt neun Thesen zum „Autofahren mit Sonne und Wasser“ vorgestellt. Darin wird ein mit Wasserstoff aus Solarenergie angetriebenes Auto als Zukunftsvision angepriesen.

Schlauch, dem ein Faible für Sportwagen nachgesagt wird, hatte erklärt, das „Auto sei auch ein Mittel der Emanzipation und ein Instrument der Freiheit“. Die Grünen müssten aufhören, auf diese Gefühlslage mit einem „emotionalen Antireflex“ zu reagieren, mit dem man vor allem die jungen Wähler vergraule.

Auch die grünen Abgeordneten Christian Ströbele und Winfried Hermann kritisierten Stil und Inhalt des Schlauch-Papiers. Hermann wirft den Autoren „viele Plattitüden“ vor. Loske bezweifelt, dass Schlauch bei jungen Wählern Gehör findet. „Deine Lobpreisung des Autos“, schreibt er, „erinnert mich an Oskar Lafontaine, dessen gestelzten Techno-Tanz auf der Juso-Fete alle nur peinlich fanden.“ URB

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