Wütende Landeier

■ Mit Korn kommt die Konsensformation des New Metal in die Sporthalle

Der mieseste Job, den er je in seinem Leben hatte, war Pot zu verkaufen. Sagt David Silveria, der Drummer von Korn. Und macht inzwischen Werbung für Calvin Klein.

Anfang der Neunziger traten die fünf harten Jungs im „landwirtschaftlich geprägten“ Bakersfield/Kalifornien zusammen, um das zu beginnen, was inzwischen als New Metal unglaublich hip ist. Vier Alben sind von ihnen erschienen. Tendenziell immer poppiger, wie eingefleischte Fans bemängeln. Gerade deshalb gelingt Korn aber der Konsens unter den jugendlichen Rock-Fans.

Doch warum? Sie haben Rock nicht neu erfunden, auch gibt es wahrlich genug Crossover-Bands. Was sie so außergewöhnlich erfolgreich macht, ist ihre ungewöhnliche Herangehensweise an Gewöhnliches. „Wir bringen Chaos in die Musik“, meint Sänger Jonathan Davis und vermischt „Atonales und Dissonanzen zu einer Art Melodie“. Fast schmerzhaft klingen dann auch ihre siebensaitigen Gitarren und der tiefer gestimmte Fünf-Saiten-Bass. Dazu gibt es natürlich Druck und eine Menge Gefluche auf das Schweine-System. Eine Weltsicht, die von Davis' letztem Job herrühren könnte. Denn die Zeit als Gerichtsmediziner prägte, wie er in Interviews gerne betont, seine Vorstellungen über Leben, Wiedergeburt und die menschliche Natur nachhaltig.

Follow The Leader bescherte Korn dann auch vor zwei Jahren endgültig den Durchbruch. Eine Menge Mitstreiter scharten sie dazu um sich: Fred Durst von Limp Bizkit und der Rapper Ice Cube mischten auf dem Album mit. Ein eigenes Label namens Elementree Records züchtet inzwischen Nachwuchs wie Orgy.

Gute Zeiten für Korn, die auch mit dem aktuellen Album Issues im selbst angesetzten Saft schmoren. Auf Platz Eins in den US-Charts eingestiegen, vergrößerte es die Schar der Army-Hosen-Kids weiter. Gefälliger die Melodien, noch eingängiger der Sound. Aber alles besser, als Pot zu verkaufen.

Volker Peschel

mit P.O.D.: Mo, 5. Juni, 18 Uhr, Stadtpark