USA kritisieren Perus Wahlen

Die US-Regierung will den Wahlsieg Alberto Fujimoris nicht anerkennen und droht mit verschlechterten Beziehungen. Auch aus anderen Ländern kommt Kritik

BUENOS AIRES taz ■ Alberto Fujimori, alter und neuer Präsident Perus, ist zufrieden. Im Präsidentenpalast in Lima stehen seine Minister Spalier und gratulierem ihrem Chef zum Sieg. Die Wahlen sind vorbei – weiter im Text.

Während Fujimori so tut, als sei nichts gewesen, mehren sich die kritischen Stimmen aus dem Ausland. US-Präsident Bill Clinton will die Beziehungen mit Peru überprüfen. Das State Department veröffentlichte eine Erklärung, in der es die Wahlen in Peru als nicht gültig bezeichnete. „Kein Präsident, der aus einem solchen Wahlprozess hervorgeht, kann für sich Legitimität in Anspruch nehmen“, heißt es in der Erklärung. Das peruanische Beispiel rege zur Nachahmung an und sei daher „eine Bedrohung für das amerikanische System.“

Nach Auszählung von 94,42 Prozent der Stimmzettel war Fujimori auf 74,57 Prozent der gültigen Stimmen gekommen. Oppositionskandidat Alejandro Toledo, dessen Name noch immer auf den Wahlzetteln vermerkt war, erhielt nach Angaben der Zählkommission ONPE 25,43 Prozent. Toledo hatte aufgerufen, die Wahl zu boykottieren, oder – da Nichtwählen in Peru mit Strafe belegt ist – ungültig zu stimmen. Zählt man die 30,28 Prozent ungültige Stimmen und die Nichtwähler in diesem Sinne mit hinzu, ergibt sich ein ungefährer Gleichstand zwischen beiden Kandidaten.

Auch aus Chile kommt Kritik an der Wahl. Der sozialistische Präsident Ricardo Lagos nannte den Wahlverlauf in Peru „schädlich für den Kontinent“. Die peruanischen Wahlen stehen bei der nächsten Sitzung der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) auf der Tagesordnung.

Abgekämpft und heiser lässt sich Oppositionsführer Toledo am Montagabend von einem Fernsehsender interviewen. „Auch wenn meine Stimme abgeschaltet ist, kämpft mein Herz weiter“, krächzt Toledo. Für den 26. Juli, wenn der neu gewählte Kongress seine konstituierende Sitzung abzuhalten plant, will Toledo eine Million Demonstranten aus dem ganzen Land nach Lima holen. Der peruanische „Million Men March“ soll Fujimori in seine Schranken weisen. Auch am Montag kam es vereinzelt zu Straßenschlachten zwischen Gegnern Fujimoris und Polizeieinheiten.

INGO MALCHER