Erhebet die Herzen

Flirtlocation Katholikentag: Bei „knackig-christlicher Rockmusik“ und gemeinsamem Psalmtanz ist vorehelich alles möglich  ■ Von Peter Ahrens

Es ist Nächstenliebe in der Luft. Der Katholikentag in der Stadt – eine große Flirtlocation. Hier werden nicht nur Brote, sondern auch Herzen gebrochen. Die taz gibt voreheliche Tipps.

Abzuraten ist in jedem Fall vom Workshop Sexualität und Partnerschaft als Gabe und Aufgabe (Messegelände, Eingang Süd). Das ist zu direkt, zu unverblümt, das wird nichts. Agnes, 24, aus Müns-ter (Katholisch Studierende Jugend, Rucksack, Sanduhr am Revers), die Augen leicht niederschlagend: „Da wird mir zu sehr zur Sache gegangen.“ Flirtfaktor 0.

Viel besser: Musik. In seiner christlichen Ausprägung als Sakropop bekannt. Hans-Hermann aus dem sauerländischen Meschede (31, Kolping-Pastoralreferent, Rucksack, Sandale, Sanduhr) und Innocentia aus Aschaffenburg (25, Diözesancaritasverband, Rucksack, Sanduhr) haben sich gestern beim Abend mit knackig-christlicher Rockmusik (Markthalle, Großer Saal) kennengelernt und gleich für heute vormittag zu Dance and Praise: Einen Psalm tanzend beten (Messegelände, Halle 5) verabredet. Hans-Hermann (Freunde nennen ihn den Bischofsstab) ist voller Hoffnung: „Ich bin voller Hoffnung.“ Vielleicht könne man sich ja nachher noch gemeinsam seine Christopherus-Plaketten-Sammlung anschauen. Flirtfaktor 5, Kapitel 13.

Ohnehin ist überall da, wo Schwingungen unterwegs sind, die Chance am größten, einer PartnerIn „beizuwohnen“, wie der Katholik das nennt. Beispiel: Drumming the Pain: Gemeinsam zu den Sternen trommeln (Landungsbrücken, Altstadt). Scheue Blicke kann man auch ruhig schon mal bei Jahreszeiten – Lebenszeiten – die Zeit in Seiner Hand (Messegelände, Halle 2, Raum 31) riskieren. Wenn dort „die Farben der Zeit im meditativen, gemeinsamen Gestalten eines Katholikentag-Tuches“ entstehen, ist alles möglich. Flirtfaktor: Eucharistisch hoch.

Aber auch an die stürmende und drängende Jugend ist gedacht. Johannes aus Soest, 17 (Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg, Sanduhr) hat sich den Workshop Ich-glaube-an-Gott-der-die-Welt-gemacht-und-alles-dabei-sehr-gut-dur chdacht (Messegelände, Halle 5, Raum 105) fest vorgenommen, um beim „selbstgemachten Rap-Song zu Glaubensbekenntnis und Vaterunser“ sein persönliches Damaskus-Erlebnis zum anderen Geschlecht (Gespielin des Mannes, nennt das der Katholik. Alternativ: Rippe) zu gestalten. Darüber hinaus verspricht Feel the Groove: Sein ist der Tanz (Messegelände, Halle 208) ein erstes Näherkommen. Verlockung des Fleisches nennt das der Katholik. Flirtfaktor: Teuflisch hoch. Beinahe unkeusch.

Falls das alles nicht fruchten sollte, empfiehlt sich der Besuch des Kabaretts quer zu den Konfessionen (Katholische Akademie). Das steht unter dem Motto: Das kanns doch nicht gewesen sein.