Streiten mit Methode

Institut für Schulberatung kümmert sich um Konflikte in Schulen: Selber machen ist die Lösung. Ein Mediator hilft  ■ Von Sandra Wilsdorf

„Win-Win“ soll das Zauberwort des Streitens sein, und Mediation der Zauberstab. Mit dem soll es bei einem Konflikt keine Verlierer, sondern nur Gewinner geben. „Mediation ist Konfliktvermittlung mit allen am Konflikt Beteiligten durch eine neutrale Person. Alle müssen wirklich zu einer Einigung kommen wollen, die für beide Seiten akzeptabel ist, und die müssen sie am Ende schriftlich festhalten“, erklärt Christiane Steinwärder das Prinzip.

Gemeinsam mit Ute Gram hat die Soziologin vor einigen Wochen das „Hamburger Institut für Schulberatung“ gegründet und will das Mediations-Prinzip in Hamburger Schulen installieren. „Das Thema Gewalt wird immer bedeutender“, sagt Ute Gram. Die Psychoanalytikerin war jahrelang Leiterin einer Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung in Berlin und weiß aus Erfahrung: „Die Kommunikation zwischen Schule und Jugendlichen ist oft gestört.“

Sie glaubt, dass neutrale Vermittler Probleme besser lösen können als LehrerInnen, die Teil des Systems Schule sind. „Beispielsweise müsste der Vertrauenslehrer und auch der, der die Klassenratsstunden führt, in denen Schüler über ihre Konflikte sprechen sollen, eine neutrale Person sein“, findet Christane Steinwärder.

Sie hat 15 Jahren in einer psychologischen Praxis gearbeitet, will aber weder Lehrern noch Schülern tiefenpsychologische Behandlung aufdrängen. „Ich mag die Methode der Mediation, weil sie so pragmatisch ist.“ Es gehe nicht darum, tiefgehende Erklärungsmuster zu finden, sondern einen kleinen Konflikt zu lösen, indem beide Parteien etwas vereinbaren. Der Mediator ist dabei der aktive Zuhörer, der eine Atmosphäre schafft, in der die Beteiligten ihre Sicht der Dinge schildern dürfen, ohne von dem anderen unterbrochen zu werden. „Beispielsweise kann am Ende dabei herauskommen, dass man sich auf eine Geste einigt, die die persönliche Grenze markiert.“ Ein gehobener Arm könne heißen: „Halt, nicht weiter.“

Das Institut bietet sich an, konkret vor Ort zu vermitteln, bei Konflikten zu helfen, die mit fehlenden Leistungen oder schwierigem Sozialverhalten zu tun haben, mit Schulverweigerung oder Schulangst. Aber auch bei Familienkrisen und bei Schwierigkeiten zwischen Eltern und Schule bietet H.I.S. seine Dienste an.

In längerfristigen Projekten bildet das Institut sogenannte „Konfliktlotsen“ aus. Darin werden SchülerInnen darin trainiert, bei Auseinandersetzungen zwischen Mitschülern zu vermitteln, beziehungsweise nach den Methoden der Mediation eine Atmosphäre schaffen, in denen die Kontrahenten selber eine Lösung finden. Solche Konfliktlotsen-Programme gibt es bereits an einigen Hamburger Schulen, meist in achten bis zehnten Klassen. „Wir finden das schon für Grundschulen sinnvoll“, sagt Christiane Steinwärder.

Auch im H.I.S.-Angebot sind Seminare für LehrerInnen zum Konfliktfeld Schule. „Nicht umsonst leiden so viele Lehrer unter psychosomatischen Krankheiten“, sagt Ute Gram. Sie ist sich sicher, ein Teil davon sind unbewältigte Konflikte.

Hamburger Institut für Schulberatung, Desenißstraße 54, 22083 Hamburg, Tel.: 27148306