BSAG: Bald ist richtig Feierabend

■ Seit unvordenklichen Zeiten wurde bei der BSAG nicht mehr gestreikt / Nach Pfingsten könnte das allerdings anders werden

„Ich mach gleich das Licht aus, und dann ist Feierabend hier“, sagt die Stimme in der BSAG-Telefonzentrale. Freitagnachmittag. Ein richtiger Streik bei der Bremer Straßenbahn AG? Nie gehört. Gut, ein paar Stunden sind Bus & Bahn schon mal im Depot geblieben, um die Interessen der Gewerkschaft zu befördern. Doch so richtig gestreikt wurde zuletzt in den wilden Jahren der Weimarer Republik.

Am Donnerstag hat die Gewerkschafter ÖTV die Tarifverhandlungen für die 2.500 Beschäftigten der BSAG und der Delmenhorster Delbus GmbH für gescheitert erklärt. Da die Straßenbahner nach Haustarifen bezahlt werden, wurde in Bremen auch noch nach dem Scheitern der bundesweiten Tarifrunde verhandelt.

Wenn nun bei der Urabstimmung Mitte nächster Woche mehr als 75 Prozent der ÖTV-Mitglieder „ja“ sagen – und davon geht die Gewerkschaft aus – stehen voraussichtlich nach Pfingsten die Räder still. Und dann ist Feierabend.

Ganz besorgt hat Bürgermeister Hennig Scherf jetzt an die Gewerkschaften appeliert, einen Streik im öffentlichen Dienst zu verhindern. Die große Mehrheit der Bürger habe nur wenig Verständnis für eine solche Aktion, außerdem könne ein Arbeitskampf „allenfalls kosmetische Korrekturen zeitigen“.

Ein Test: An der Domsheide, dem inneren Kreis der bremischen Personennahbeförderung, kann zumindest ein Passagier einem Streik etwas Gutes abgewinnen: Wenn die Fahrer bei besserer Bezahlung auch besser gelaunt wären, habe er sich schon gelohnt.

Der Kommunale Arbeitgeberverband, mit dem sich die ÖTV in Bremen zofft, findet sein eigenes Angebot natürlich klasse: 1,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt. Dazu einen Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen bis 2009. Die ÖTV hatte fünf Prozent mehr Einkommen gefordert.

„Knackpunkt“ ist für Verhandlungsführer Immo Schepper jedoch etwas anderes: Demnächst laufen nach und nach die von der Stadt vergebenen Konzessionen für einzelne Linien der BSAG aus. Auch für den Fall, dass danach Private diese Strecken bedienen sollten, verlangt Schepper Kündigungsschutz für die betroffenen FahrerInnen.

Das klingt alles gräßlich kompliziert, und deswegen soll noch Holger Pecker, 38, zu Wort kommen. Der Mann mit dem Bronze-Bus am Schlips ist Fahrer und gerade als „Betriebsaufsicht“ an der Domsheide. „Von ,Sicherheit' kann ich nicht einkaufen gehen“, sagt er zum Thema Kündigungsschutz. Und die Sache mit der Lohnerhöhung sei ja wohl die totale Verhohnepipelung. 1,5 Prozent – da merke man nichts von. Und Pecker ist noch nicht einmal Gewerkschaftsmitglied. hase