Eher als Datschen bekannt

betr.: „Schrebergärtner goes West“, taz vom 29. 5. 00

Es mag ja sein, dass einige hier das „Ostige“ kultivieren, aber dafür gibt es auch einige Gründe: Diese Mannschaft hat es mit einem sehr geringen Etat geschafft, gegen einige Widerstände insbesondere aus etablierten Bundesligagremien sich den Aufstieg aus der Regionalliga in die erste Bundesliga zu erkämpfen. Dies ist eine Erfolgsgeschichte, von denen es hier leider nicht allzu viele gibt – im Gegensatz zu den Erfahrungen, dass das eigene Auskommen nicht unbedingt mit dem mithalten kann, was als „westdeutscher Standard“ über die Medien transportiert wird. Insofern bietet der Aufstieg tatsächlich eine gewisse Genugtuung.

Warum hat der Artikelschreiber eigentlich nichts über das Spiel geschrieben? Uninteressant? Oder hat die taz weiter auf Gladbach gesetzt? Und was ist eigentlich damit gemeint, dass „die Spieler sich am Sonnabend zum zweiten Mal ins Rathaus eingetragen“ hätten? Der Eintrag erfolgte ins Goldene Buch der Stadt, und selbst der Artikelschreiber hätte vielleicht in der Lage sein können, ein Rathaus von einem Theater zu unterscheiden. Vielleicht hätte er mal jemanden fragen sollen.

Und was soll die Überschrift „Schrebergärtner goes West“? Ist Cottbus euch plötzlich zu bieder? Gerade weil ihr sonst vor allem über die hiesigen Rechtsradikalen berichtet, wäre dies die Gelegenheit auch mal für einen anderen Blick gewesen. Und „Schrebergärten“ sind im Osten sowieso eher als Datschen bekannt.

[...]Übrigens, ich bin ein ostalgiefreier „Wessi“, der hier seit sechs Jahren lebt.

THOMAS LANGEN , Cottbus

So wie ich den Beitrag von Markus Völker verstehe, liefert der Autor zunächst mit seiner kurzen Darstellung der Situation in der Lausitz die Gegenargumente zur eigenen These (paranoische Ossis fühlen sich völlig zu Unrecht von vermeintlich bösen Wessis verfolgt). Anschließend versucht er, die eigene Argumentation durch reichlich Polemik ins Gegenteil zu kehren, aber mit welchem Ziel? Vielleicht in der Hoffnung, dass der Blick des Lesers auf alltägliche Ost-West-Befindlichkeiten dem eigenen so ähnlich ist, dass derartige Unschlüssigkeiten vor Erheiterung übergangen werden.

Fazit (nicht das erste Mal): Entweder Ossi versteht taz-Artikel nicht oder taz-Redakteur fehlt (Wille zum (?)) Verständnis des Ostens.

TORSTEN KOEHLER, Potsdam

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