SPD und CDU: eheliche Pflichten

■ Fünf Jahre große Koalition / Eine psychologische Partnerberatung

Vor einem Jahr, am 6. Juni 1999, haben die BremerInnen gewählt – SPD und CDU gingen erneut miteinander ins Bett. Zeit für eine therapeutische Sitzung, meint die taz und holte Rat bei Diplom-Psychologin Iris Virkus, Sprecherin des Bremer Arbeitskreises Mediation.

taz: Wer ist die Frau in der politischen Ehe von SPD und CDU?

Iris Virkus: Ich denke, die SPD hat die weibliche Rolle, und die CDU spielt den männlichen Part. Die SPD verliert die Macht, wenn sie die CDU nicht bei Laune hält. Und dann Henning Scherf – dieses Streicheln nach allen Seiten, das ist ja auch eher was Weibliches.

Und wie steht es nach insgesamt fünf Jahren um die Eheleute? Entweder ist die Koalition dabei, zu erstarren – wie in einer Ehe, die noch zu funktionieren scheint, weil keiner merkt, dass sie kein Leben mehr hat...

Es gibt ja wenig offen ausgetragene Konflikte.

...oder es deutet darauf hin, dass alles abgeschottet ist. Wie es ja auch Familien gibt, die nichts nach außen dringen lassen.

Wohin kann das führen?

Eine solche Ehe kann durchaus funktionieren, vor allem wenn Mann und Frau nach den traditionellen Rollenvorstellungen leben. Das kann lange halten, bis zur goldenen Hochzeit.

Was macht eine gute Ehe aus?

Dazu gehört, dass beide Eheleute ihre Persönlichkeit behalten dürfen und dass wirklich lebendig gestritten werden kann.

Das „verflixte siebte Jahr“ – gibt es das heute noch?

Die Scheidungszahlen sprechen eine andere Sprache: So nach drei, vier Jahren knallt es.

Darüber ist die Koalition immerhin hinaus.

Die haben zumindest die ersten Hürden überwunden.

Vielleicht kommt dann ja irgendwann die Altersliebe.

Da braucht man mehr Jahre. Aber: Wie soll man das auf ein Menschenleben übertragen?

Das ist wie mit den Hunden. Im Ernst: Geben Sie mal ein paar Beziehungstipps.

Wie gesagt: offener streiten. Es müßte zu sehen sein, dass SPD und CDU Meinungsverschiedenheiten haben, und darüber müsste es eine echte Auseinandersetzung geben.

Also ab zum Therapeuten?

Eine Partnerberatung kann auch dazu führen, dass die Beteiligten sehen, dass es nicht mehr geht, und dass sie sich trennen müssen. Aber das wäre in diesem Fall vielleicht ja auch gar nicht so schlecht.

Fragen: Milko Haase